2008-07-08 14:53:33

Vatikan/Großbritannien: Bischöfinnen verhindern Einheit


RealAudioMP3 Der Vatikan bedauert den Beschluss der Kirche von England, künftig auch Frauen uneingeschränkt zur Bischofsweihe zuzulassen. Damit würde die anglikanische Kirche „unnötige Hürden“ auf den ökumenischen Weg legen, heißt es in einer an diesem Dienstag veröffentlichten „Kommentar“ des Päpstlichen Einheitsrats. Die Entscheidung der „Kirche von England“ stelle „einen Bruch mit der apostolischen Tradition“ dar, die von allen Kirchen des ersten Jahrtausends beachtet werde.
Am Montagabend wurden im nordenglischen York Vorschläge zu Sonderregelungen, die von Gegnern von Frauen im Bischofsamt gefordert worden waren, von der Generalsynode klar abgelehnt. Damit droht der Anglikanischen Kirche die Spaltung. Die Synode beschloss jedoch nach sechsstündiger Debatte, weiter nach Wegen zu suchen, um auch die Gegner von Frauen im Bischofsamt einzubinden.
Dass diese zum Katholizismus wechseln sei jedoch unwahrscheinlich, meint der anglikanische Seelsorger für die Gläubigen in Luxemburg, Reverend Chris Lion, im Gespräch mit Radio Vatikan: „Diese Auseinandersetzung beweist, dass es bei den Anglikanern um Grundsatzfragen des Kirchenverständnisses geht. Ich glaube, dass es für die meisten Anglikaner nicht in Frage kommt, der römisch-katholischen Kirche beizutreten. Sie halten die katholische Kirche für eine Institution, die in vielen Bereichen zu geschlossen wirkt. Das löst auch nicht die Frage, die wir uns stellen. Dazu ist auch festzuhalten, dass es viele Unterschiede im pastoralen Bereich gibt. Das wäre für diese Anglikaner dann eine schwierige Sache, der katholischen Kirche anzugehören.“
Die Frage der Frauenordination habe Konsequenzen für den ökumenischen Dialog, der bislang gute Früchte gebracht habe, heißt es in der Erklärung des Päpstlichen Einheitsrats. Die katholische Position diesbezüglich hätten die Päpste Paul VI. und Johannes Paul II. „klar ausgedrückt“. Bei der nächsten Lambeth-Konferenz Ende Juli wird der vatikanische Ökumene-Verantwortliche Kardinal Walter Kasper die Standpunkte der katholischen Kirche auf Einladung des Primas von England erneut vorstellen. Dazu Reverend Lion: „Es ist aber schwierig zu beurteilen, was das der anglikanischen Kirche bringt. Kardinal Kasper wird sicherlich auf die Problempunkte für die Ökumene hinweisen. Der Vatikan weiß, dass wir seit einiger Zeit über das Thema Frauenordination beraten. Deshalb glaube ich, dass der Beschluss der Versammlung in York dem Vatikan nicht schockiert hat. Wichtig ist, dass die Freundschaft zwischen beiden Kirchen weiter gefördert wird. Ich denke, dass die Frauenordination auch innerhalb der katholischen Kirche ein Thema ist.“
Bisher haben 1.300 anglikanische Geistliche gedroht, die anglikanische Kirche zu verlassen, sollten Frauen ohne Einschränkungen zum Bischofsamt zugelassen werden. Sie hatten unter anderem die Ernennung von „Super-Bischöfen“ gefordert, die für die Gemeinden zuständig sein sollten, in denen keine weiblichen Bischöfe akzeptiert werden. Der Abstimmung in der Generalsynode der Kirche von England, der Mutterkirche der Anglikaner, gingen emotionale Szenen voraus. Mehrere Bischöfe hatten eine Verschiebung der Entscheidung gefordert. Dagegen wurde der Beschluss der Generalsynode von vielen Befürwortern von Frauen im Bischofsamt begrüßt. In anderen anglikanischen Teilkirchen - etwa in den Vereinigten Staaten und in Neuseeland - war die Entscheidung für Bischöfinnen schon früher gefallen. Die Entscheidung der „Kirche von England“ hat insofern höhere Bedeutung, weil es hier um die Mutterkirche der Anglikanischen Weltgemeinschaft geht. (rv/kipa/kap)








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