Der Vatikan bedauert
den Beschluss der Kirche von England, künftig auch Frauen uneingeschränkt zur Bischofsweihe
zuzulassen. Damit würde die anglikanische Kirche „unnötige Hürden“ auf den ökumenischen
Weg legen, heißt es in einer an diesem Dienstag veröffentlichten „Kommentar“ des Päpstlichen
Einheitsrats. Die Entscheidung der „Kirche von England“ stelle „einen Bruch mit der
apostolischen Tradition“ dar, die von allen Kirchen des ersten Jahrtausends beachtet
werde. Am Montagabend wurden im nordenglischen York Vorschläge zu Sonderregelungen,
die von Gegnern von Frauen im Bischofsamt gefordert worden waren, von der Generalsynode
klar abgelehnt. Damit droht der Anglikanischen Kirche die Spaltung. Die Synode beschloss
jedoch nach sechsstündiger Debatte, weiter nach Wegen zu suchen, um auch die Gegner
von Frauen im Bischofsamt einzubinden. Dass diese zum Katholizismus wechseln sei
jedoch unwahrscheinlich, meint der anglikanische Seelsorger für die Gläubigen in Luxemburg,
Reverend Chris Lion, im Gespräch mit Radio Vatikan: „Diese Auseinandersetzung beweist,
dass es bei den Anglikanern um Grundsatzfragen des Kirchenverständnisses geht. Ich
glaube, dass es für die meisten Anglikaner nicht in Frage kommt, der römisch-katholischen
Kirche beizutreten. Sie halten die katholische Kirche für eine Institution, die in
vielen Bereichen zu geschlossen wirkt. Das löst auch nicht die Frage, die wir uns
stellen. Dazu ist auch festzuhalten, dass es viele Unterschiede im pastoralen Bereich
gibt. Das wäre für diese Anglikaner dann eine schwierige Sache, der katholischen Kirche
anzugehören.“ Die Frage der Frauenordination habe Konsequenzen für den ökumenischen
Dialog, der bislang gute Früchte gebracht habe, heißt es in der Erklärung des Päpstlichen
Einheitsrats. Die katholische Position diesbezüglich hätten die Päpste Paul VI. und
Johannes Paul II. „klar ausgedrückt“. Bei der nächsten Lambeth-Konferenz Ende Juli
wird der vatikanische Ökumene-Verantwortliche Kardinal Walter Kasper die Standpunkte
der katholischen Kirche auf Einladung des Primas von England erneut vorstellen. Dazu
Reverend Lion: „Es ist aber schwierig zu beurteilen, was das der anglikanischen
Kirche bringt. Kardinal Kasper wird sicherlich auf die Problempunkte für die Ökumene
hinweisen. Der Vatikan weiß, dass wir seit einiger Zeit über das Thema Frauenordination
beraten. Deshalb glaube ich, dass der Beschluss der Versammlung in York dem Vatikan
nicht schockiert hat. Wichtig ist, dass die Freundschaft zwischen beiden Kirchen weiter
gefördert wird. Ich denke, dass die Frauenordination auch innerhalb der katholischen
Kirche ein Thema ist.“ Bisher haben 1.300 anglikanische Geistliche gedroht,
die anglikanische Kirche zu verlassen, sollten Frauen ohne Einschränkungen zum Bischofsamt
zugelassen werden. Sie hatten unter anderem die Ernennung von „Super-Bischöfen“ gefordert,
die für die Gemeinden zuständig sein sollten, in denen keine weiblichen Bischöfe akzeptiert
werden. Der Abstimmung in der Generalsynode der Kirche von England, der Mutterkirche
der Anglikaner, gingen emotionale Szenen voraus. Mehrere Bischöfe hatten eine Verschiebung
der Entscheidung gefordert. Dagegen wurde der Beschluss der Generalsynode von vielen
Befürwortern von Frauen im Bischofsamt begrüßt. In anderen anglikanischen Teilkirchen
- etwa in den Vereinigten Staaten und in Neuseeland - war die Entscheidung für Bischöfinnen
schon früher gefallen. Die Entscheidung der „Kirche von England“ hat insofern höhere
Bedeutung, weil es hier um die Mutterkirche der Anglikanischen Weltgemeinschaft geht.
(rv/kipa/kap)