2008-07-07 11:23:20

D: Wie gefragt ist die alte Messe?


RealAudioMP3 Vor einem Jahr erlaubte Papst Benedikt XVI. mit einem Motu Proprio den großzügigeren Gebrauch des alten Usus der römischen Liturgie in den Diözesen der Weltkirche. In den Ländern deutscher Sprache ist seither die Nachfrage nach der alten Messe insgesamt kaum gestiegen, ergab eine Nachforschung der Katholischen Nachrichtenagentur. Dagegen melden interessierte Gruppen immer neue Orte, an denen die Messe in der „außerordentlichen Form“ des Ritus gefeiert werde.

Die Deutsche Bischofskonferenz führt nach eigenen Angaben keine Statistik zu diesem Thema. Dagegen stellen die Gruppen „Pro Sancta Ecclesia“ und „Pro Missa Tridentina“ Listen mit allen Kirchen ins Internet, in denen Messen im alten Ritus zelebriert werden. Für Deutschland kommen sie auf 125 Kirchen in 106 Städten; im Jahr 2006 hatten sie 36 Orte angegeben, an denen die alte Messe mit Einverständnis des jeweiligen Ortsbischofs gefeiert werden durfte. Hinzu kommen unverändert rund 50 Niederlassungen der schismatischen „Priesterbruderschaft St. Pius X.“. In Österreich sind 15 Städte aufgelistet, in der Schweiz 25. In beiden Ländern heißt es, sei diese Zahl relativ stabil.

Betrachtet man die Zahlen in Deutschland, kommt man je nach Perspektive auf ein deutliches prozentuales Wachstum (bezogen auf die kleinere Ausgangszahl) oder auf eine kaum wahrnehmbare Veränderung (bezogen auf die Gesamtzahl der katholischen Gemeinden und Gottesdienstorte). Bischof Gebhard Fürst von Rottenburg-Stuttgart sprach im KNA-Interview von „Einzelpersonen oder kleinen Gruppen“, die auf die Wiedereinführung von Messen in der alten Form drängten. Diese fielen jedoch zahlenmäßig nicht so ins Gewicht, dass Konsequenzen gezogen werden müssten. Von Konflikten in den Gemeinden im Zusammenhang mit dem Motu Proprio sei ihm nichts bekannt. Auch der Bonner Liturgiewissenschaftler Albert Gerhards betont, dass ihm von „direkten Spaltungen“ nichts bekannt sei; allerdings sei es wohl in einzelnen Gemeinden zu Auseinandersetzungen gekommen und man habe versucht, einzelne Pfarrer unter Druck zu setzen.

Als positive Folge des Motu Proprio nennt Gerhards die Zunahme lateinischer Hochämter in der nachkonziliaren Form des Ritus, vor allem in zentralen Kirchen. In manchen Gemeinden gebe es wohl auch „eine neue Nachdenklichkeit hinsichtlich ihrer liturgischen Praxis“, in einigen Diözesen mache man sich Gedanken über die Intensivierung der liturgischen Bildung. Allerdings macht Gerhards auch eine „sich anbahnende Klimaänderung“ aus. Dazu gehöre, dass Errungenschaften der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils - wie die Zelebrationsrichtung zur Gemeinde hin, die muttersprachliche Liturgie, die Handkommunion oder Messdienerinnen - zunehmend als “Verflachung des eigentlich Katholischen“ dargestellt würden.

Den größten Konflikt löste die von Papst Benedikt XVI. neu formulierte Fürbitte für die Juden in der alten Karfreitagsliturgie aus - ungeachtet der Tatsache, dass diese ohnehin nur für wenige Konvente gilt. In Deutschland hat sich die Diskussion nach dem Katholikentag in Osnabrück zwar entspannt, insgesamt ist sie aber noch nicht abgeschlossen. Das Ziel der Aussöhnung mit den Traditionalisten der von dem französischen Erzbischof Marcel Lefebvre (1905-91) gegründeten „Priesterbruderschaft St. Pius X.“ ist durch die päpstliche Initiative noch nicht erreicht worden. Erst vor wenigen Tagen hatte die Bruderschaft klargestellt, sie werde nicht von ihren Positionen abweichen.
(kna 07.07.2008 gs)








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