Papst Benedikt ist
erleichtert und erfreut über die Befreiung von Ingrid Betancourt, die „Anlass zur
Hoffnung“ für Kolumbien gibt. Das sagte Vatikansprecher P. Federico Lombardi, als
die Nachricht über die Rettung der heute 46-jährigen franko-kolumbianischen Politikerin
aus sechsjähriger Geiselhaft Mittwoch Abend bekannt wurde. Eine Spezialeinheit des
kolumbianischen Militärs hatte die insgesamt 15 Verschleppten, darunter auch drei
US-Amerikaner, in der südlichen Dschungel-Provinz Guaviare mit einem Trick befreit.
P. Lombardi:
„Die Nachricht von der Befreiung Ingrid Betancourts und der
anderen Geiseln ist eine Nachricht, die uns mit großer Freude erfüllt. Natürlich hoffen
wir, dass es sich dabei um ein positives Zeichen handelt, dem andere dieser Art folgen
werden. Denn unglücklicherweise leiden immer noch viele Personen auf dieselbe Art,
infolge der Gewalttat einer Geiselnahme.“
Wie viele Personen die linksgerichtete
kolumbianische Guerrilla heute in ihrer Gewalt hat, ist ungewiss. Die Schätzungen
reichen von 800 bis 3.000 Menschen. Papst Benedikt hatte oftmals zur Freilassung dieser
Geiseln aufgerufen, zuletzt erst am Dienstag in einer Botschaft an die kolumbianischen
Bischöfe, denen er zum 100-jährigen Bestehen ihrer Bischofskonferenz gratulierte.
„Der Appell des Papstes hat sein Ergebnis erbracht in dieser Befreiung,
die wichtig, aber gleichzeitig begrenzt ist. Wir hoffen, dass alle diese Menschen
die Freiheit wiedererlangen, und dass Kolumbien auf Frieden hoffen kann, auf eine
Rückkehr zu einem Leben, das frei ist von der entsetzlichen Gewalt, die das Land seit
langer Zeit quält.“
Die Kirche in Kolumbien versuchte stets eine Mittlerrolle
zwischen Regierung und den FARC-Rebellen einzunehmen, erinnert der Botschafter Kolumbiens
beim Heiligen Stuhl, Juan Gomez Martinez:
„Die Bischöfe haben seit vielen
Jahren die Situation in Kolumbien im Blick und versuchten, zu einer Lösung mit dieser
gewalttätigen und terroristischen Guerrilla-Gruppe zu gelangen. Das Handeln der Kirche
war wichtig auf dem Weg zu einem definitiven Frieden in Kolumbien. Die wiederholten
Botschaften des Heiligen Vaters zeigten uns, wie sehr er sich sorgt um die Lage in
Kolumbien, und mit welchem Interesse er die Vorgänge dort verfolgt.“ Auch
die kolumbianischen Bischöfe, die derzeit zu ihrer Vollversammlung in Bogota versammelt
sind, begrüßten die Rettungsaktion. Dies sei eine „großartige Nachricht“, erklärte
Kardinal Pedro Rubiano Saenz. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Luis Augusto
Castro, sieht eine Chance auf ein Ende des bewaffneten Konflikts. Die Guerilla-Organisation
müsse begreifen, dass nach einer Freilassung aller Geiseln die Tür für eine Verhandlungslösung
offen stehe. (rv 03.07.2008 gs)