2008-06-29 13:23:31

Peter und Paul - Papstmesse in St. Peter


RealAudioMP3 Mit einer feierlichen Messe in St. Peter hat Benedikt XVI. an diesem Sonntag das Hochfest der römischen Patrone Petrus und Paulus begangen. Die beiden Apostelfürsten erlitten in Rom das Martyrium. Wie üblich an diesem Tag, überreichte Benedikt während der Messfeier neu ernannten Erzbischöfen ein Schulterband namens Pallium, Zeichen ihrer Hirten-Verantwortung und ihrer Verbundenheit mit ihm. An der Feier nahm auch der Ökumenische Patriarch von Konstaninopel teil. Bartholomaios I., Ehrenoberhaupt der orthodoxen Gläubigen in aller Welt, hielt gleichberechtigt mit dem Papst eine Predigt im Petersdom. Benedikt XVI. hatte am Samstag Abend, im Beisein des Patriarchen und vieler Kirchenführer, das Internationale Paulus-Jahr eröffnet. Peter und Paul, neue Erzbischöfe, Beziehungen zur orthodoxen Kirche, Paulus-Jahr – das waren also die großen Themen im Vatikan an diesem Sonntag.

"Du bist Petrus"

„Du bist Petrus“, singt der Chor, als Benedikt und sein Gast aus Istanbul, Patriarch Bartholomaios, am Grab des Apostels Petrus beten. Im Dezember 2006 hatte der Papst Bartholomaios in dessen Amtssitz besucht – zum Fest des hl. Andreas. Nun erwiderte Bartholomaios diese Geste zum Fest des Petrus. Andreas und Petrus waren Brüder; Papst und Patriarch sind (trotz der Kirchenspaltung) ihre Nachfolger, die versuchen, brüderliche Beziehungen zwischen Katholiken und Orthodoxen zu unterhalten. Gemeinsam sprachen sie während der Messfeier das Glaubensbekenntnis – in griechischer Sprache.

Zum Hochfest Peter und Paul war die Statue des heiligen Petrus in der Petersbasilika mit einer übergroßen Tiara und päpstlichen Gewändern geschmückt. Petrus – ursprünglich der Fischer Kephas aus Bethsaida in Galiläa – erlitt wohl unter Kaiser Nero um das Jahr 65 herum in Rom den Märtyrertod. Das gleiche Schicksal ereilte Paulus, der als Saulus zwischen 7 und 10 unserer Zeitrechnung im heute türkischen Tarsus geboren worden war. An diesen Umstand erinnert das Paulus-Jahr, das von diesem Sonntag an die katholische und die orthodoxe Kirche gemeinsam begehen.

Neue Erzbischöfe erhalten Pallium

40 neuen Erzbischöfen überreichte Papst Benedikt in Sankt Peter das Pallium – ein Schulterband aus Wolle, das seit den Zeiten der frühen Kirche Erzbischöfe an die Verantwortung für ihre Herde erinnern soll. Gleichzeitig ist das Pallium, das eine Weile direkt über dem Petrusgrab aufbewahrt wird, Zeichen der Verbundenheit jedes Erzbischofs mit dem römischen Bischof, also dem Papst. Unter den Erzbischöfen, die im Lauf der letzten zwölf Monate ernannt waren, fand sich auch der neue Oberhirte von München und Freising, Reinhard Marx. Er folgt in diesem Amt dem jetzigen Papst Benedikt nach. Außerdem erhielt auch der neue Lateinische Patriarch von Jerusalem, Fouad Twal, das Pallium. Die Namen der Erzbischöfe wurden von einem Kardinal verlesen. Benedikt legte ihnen das Pallium um und unterhielt sich kurz mit einem jeden von ihnen.

Patriarch predigt vor dem Papst

Mit sonorer Stimme hielt Patriarch Bartholomaios noch vor dem Papst eine kurze Predigt. Darin beschrieb er eine in den Kirchen des Ostens geläufige Ikone: Petrus und Paulus, die sich auf dem Weg zum Martyrium noch einmal umarmen. „Genau, um diesen Kuss mit Ihnen auszutauschen, bin ich hierhin gekommen“, erklärte Bartholomaios. Er lobte den theologischen Dialog zwischen katholischer und orthodoxen Kirchen und hoffte, dass dabei bald einige Schwierigkeiten aus dem Weg geräumt werden könnten. Ziel sei „so bald wie möglich“ die Einheit der Christen, bekräftigte der Kirchenmann aus dem „Neuen Rom“. Er werde – so kündigte er an – während des Paulusjahres eine Pilgerfahrt an große Stätten des Wirkens von Paulus durchführen und dabei den Papst geistlich mit auf die Reise nehmen.


Benedikt XVI. wiederum kreiste in seiner Predigt um die Stadt Rom: „Durch ihr Martyrium gehören sie nun – Petrus und Paulus – zu Rom: Durch das Martyrium ist auch Petrus zum römischen Bürger für immer geworden. Durch das Martyrium, durch ihren Glauben und ihre Liebe zeigen sie, wo die wahre Hoffnung ist, und sind Gründer einer neuen Art von Stadt“.


Papst: Rom verbindet Petrus und Paulus


Es sei „kein Zufall“ gewesen, so der Papst in seiner theologisch dicht durchkomponierten Predigt, dass die Stadt Rom für die beiden Apostel zur Schicksalsstadt wurde. Paulus sei nicht nur als gefangener römischer Bürger in die damalige Welthauptstadt gebracht worden, sondern sei „in einem tieferen Sinn freiwillig nach Rom gekommen. Er war Rom schon durch den größten seiner Briefe“ – nämlich den Römerbrief – „innerlich entgegengegangen“.


„Während er sonst nur an Orte geht, in denen das Evangelium noch nicht verkündet ist, ist Rom eine Ausnahme. Er findet dort eine Kirche vor, von deren Glauben die Welt spricht. Der Weg nach Rom gehört in die Universalität seiner Sendung zu allen Völkern hinein. Der Weg nach Rom, den er vor der äußeren Fahrt inwendig schon mit seinem Brief gegangen war, ist ein wesentlicher Teil seines Auftrags, das Evangelium zu allen Völkern zu bringen – die katholische, die weltweite Kirche zu gründen. Das Gehen nach Rom ist für ihn Ausdruck der Katholizität seiner Sendung. Rom soll den Glauben für alle Welt sichtbar machen, der Ort der Begegnung im einen Glauben sein.“

Die Mission des Petrus wiederum habe – anders, als man das nach der Lektüre etwa der Apostelgeschichte meinen könnte – nicht nur den Beschnittenen, den Judenchristen gegolten.

„Gewiss, Paulus sagt im Galater-Brief, dass Gott dem Petrus die Kraft zum Aposteldienst unter den Beschnittenen, ihm, Paulus, aber für den Dienst unter den Heiden gegeben habe (Gal 2, 8). Aber diese Aufteilung konnte nur gelten, solange Petrus mit den Zwölfen in Jerusalem weilte in der Hoffnung, ganz Israel werde sich zu Christus bekennen. Angesichts der weitergehenden Entwicklung erkannten die Zwölf die Stunde, in der auch sie aufzubrechen hatten in die ganze Welt, um ihr das Evangelium zu verkünden. Petrus, der zuerst auf Gottes Weisung hin die Tür für die Heiden aufgetan hatte, überläßt nun den Vorsitz der judenchristlichen Kirche Jakobus dem Jüngeren, um sich seiner eigentlichen Sendung zu widmen: dem Dienst an der Einheit der einen aus Juden und Heiden gebildeten Kirche Gottes.“

Sie mussten sich also in Rom treffen, diese zwei so unterschiedlichen Apostel.

„Die Sehnsucht des heiligen Paulus, nach Rom zu gehen, unterstreicht – wie wir gesehen haben – besonders das Wort „catholica“ am Wesen der Kirche. Der Weg des heiligen Petrus nach Rom als Verkörperung der Weltvölker steht vor allem unter dem Wort „una“: Sein Auftrag ist es, die Einheit der catholica, der Kirche aus Juden und Heiden, der Kirche aus allen Völkern zu wirken. Und dies ist die bleibende Sendung des Petrus: dass Kirche nie nur mit einer Nation, mit einer Kultur oder einem Staat identisch sei. Dass sie immer die Kirche aller ist. Dass sie über alle Grenzen hin die Menschheit zusammenführt, inmitten der Trennungen dieser Welt den Frieden Gottes, die versöhnende Kraft seiner Liebe gegenwärtig werden lässt.“

"Keiner ist Hirte allein"

Benedikt XVI. warf noch einen Seitenblick auf die heutige Globalisierung.

„Heute gibt es in der Welt durch die überall gleiche Technik, durch das weltweite Informationsnetz wie durch die Bündelung gemeinsamer Interessen neue Weisen der Einheit, die aber auch neue Gegensätze aufbrechen lassen und alten Gegensätzen neue Stoßkraft geben. Inmitten dieser Einheit von außen, vom Materiellen her brauchen wir um so mehr die Einheit von innen, die aus dem Frieden Gottes kommt – Einheit all derer, die durch Jesus Christus Geschwister geworden sind. Dies ist die bleibende Petrussendung, auch der besondere Auftrag an die Kirche von Rom.“

Dabei ist der Petrusdienst aber alles andere als dumpfe Vorherrschaft, so Benedikt weiter. An die neuen Erzbischöfe aus aller Welt gewandt, deutete er das Pallium, das sie wie er tragen, als Band der Kollegialität. Übrigens kam bei dieser Feier erstmals ein weiterentwickeltes Pallium zum Einsatz, das in Form und Gestaltung Pallien aus der Zeit vor Johannes Paul II. weiterentwickelt.

„Wir alle sind Con-Presbyter. Keiner ist Hirte allein. In der Nachfolge der Apostel stehen wir nur durch das Sein in der Gemeinsamkeit des Kollegiums, in dem sich das Kollegium der Apostel fortsetzt. Zum Hirtesein gehört das Miteinander, das Wir der Hirten, weil die Herde nur eine ist, die eine Kirche Jesu Christi.“

Beim Angelus: Hinweis auf Seligsprechung in Niederlanden

Nach der – langen und schweißtreibenden – Messfeier in St. Peter betete Benedikt mit den Gläubigen noch den Engel des Herrn. Und erinnerte dabei auf deutsch an einen weiteren großen Moment der Kirchengeschichte, der an diesem Sonntag stattfand – aber nicht in Rom, sondern in den Niederlanden.

„Ganz herzlich heiße ich die Brüder und Schwestern aus den Ländern deutscher Sprache und aus den Niederlanden willkommen. Besonders begrüße ich die Gläubigen, die zur Überreichung des Palliums an den Erzbischof von München und Freising und an den Erzbischof von Utrecht nach Rom gepilgert sind. Bitten wir um den Beistand des Heiligen Geistes für die neuen Erzbischöfe, auf daß sie stets Zeugen der Einheit und der mutigen Hingabe an das Evangelium Christi sind. Heute wird auch in Tegelen in den Niederlanden die Mitgründerin der Steyler Missionsschwestern Josefa Hendrina Stenmanns selig gesprochen. Das Beispiel dieser Seligen leite uns an, mit aller Kraft am Sendungsauftrag der Kirche mitzuwirken. Euch allen wünsche ich einen gesegneten Festtag!“

(rv 29.06.2008 sk)







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