Mit einer feierlichen
Messe in St. Peter hat Benedikt XVI. an diesem Sonntag das Hochfest der römischen
Patrone Petrus und Paulus begangen. Die beiden Apostelfürsten erlitten in Rom das
Martyrium. Wie üblich an diesem Tag, überreichte Benedikt während der Messfeier neu
ernannten Erzbischöfen ein Schulterband namens Pallium, Zeichen ihrer Hirten-Verantwortung
und ihrer Verbundenheit mit ihm. An der Feier nahm auch der Ökumenische Patriarch
von Konstaninopel teil. Bartholomaios I., Ehrenoberhaupt der orthodoxen Gläubigen
in aller Welt, hielt gleichberechtigt mit dem Papst eine Predigt im Petersdom. Benedikt
XVI. hatte am Samstag Abend, im Beisein des Patriarchen und vieler Kirchenführer,
das Internationale Paulus-Jahr eröffnet. Peter und Paul, neue Erzbischöfe, Beziehungen
zur orthodoxen Kirche, Paulus-Jahr – das waren also die großen Themen im Vatikan an
diesem Sonntag.
"Du bist Petrus"
„Du bist Petrus“, singt der
Chor, als Benedikt und sein Gast aus Istanbul, Patriarch Bartholomaios, am Grab des
Apostels Petrus beten. Im Dezember 2006 hatte der Papst Bartholomaios in dessen Amtssitz
besucht – zum Fest des hl. Andreas. Nun erwiderte Bartholomaios diese Geste zum Fest
des Petrus. Andreas und Petrus waren Brüder; Papst und Patriarch sind (trotz der Kirchenspaltung)
ihre Nachfolger, die versuchen, brüderliche Beziehungen zwischen Katholiken und Orthodoxen
zu unterhalten. Gemeinsam sprachen sie während der Messfeier das Glaubensbekenntnis
– in griechischer Sprache.
Zum Hochfest Peter und Paul war die Statue des heiligen
Petrus in der Petersbasilika mit einer übergroßen Tiara und päpstlichen Gewändern
geschmückt. Petrus – ursprünglich der Fischer Kephas aus Bethsaida in Galiläa – erlitt
wohl unter Kaiser Nero um das Jahr 65 herum in Rom den Märtyrertod. Das gleiche Schicksal
ereilte Paulus, der als Saulus zwischen 7 und 10 unserer Zeitrechnung im heute türkischen
Tarsus geboren worden war. An diesen Umstand erinnert das Paulus-Jahr, das von diesem
Sonntag an die katholische und die orthodoxe Kirche gemeinsam begehen.
Neue
Erzbischöfe erhalten Pallium
40 neuen Erzbischöfen überreichte Papst Benedikt
in Sankt Peter das Pallium – ein Schulterband aus Wolle, das seit den Zeiten der frühen
Kirche Erzbischöfe an die Verantwortung für ihre Herde erinnern soll. Gleichzeitig
ist das Pallium, das eine Weile direkt über dem Petrusgrab aufbewahrt wird, Zeichen
der Verbundenheit jedes Erzbischofs mit dem römischen Bischof, also dem Papst. Unter
den Erzbischöfen, die im Lauf der letzten zwölf Monate ernannt waren, fand sich auch
der neue Oberhirte von München und Freising, Reinhard Marx. Er folgt in diesem Amt
dem jetzigen Papst Benedikt nach. Außerdem erhielt auch der neue Lateinische Patriarch
von Jerusalem, Fouad Twal, das Pallium. Die Namen der Erzbischöfe wurden von einem
Kardinal verlesen. Benedikt legte ihnen das Pallium um und unterhielt sich kurz mit
einem jeden von ihnen.
Patriarch predigt vor dem Papst
Mit sonorer
Stimme hielt Patriarch Bartholomaios noch vor dem Papst eine kurze Predigt. Darin
beschrieb er eine in den Kirchen des Ostens geläufige Ikone: Petrus und Paulus, die
sich auf dem Weg zum Martyrium noch einmal umarmen. „Genau, um diesen Kuss mit Ihnen
auszutauschen, bin ich hierhin gekommen“, erklärte Bartholomaios. Er lobte den theologischen
Dialog zwischen katholischer und orthodoxen Kirchen und hoffte, dass dabei bald einige
Schwierigkeiten aus dem Weg geräumt werden könnten. Ziel sei „so bald wie möglich“
die Einheit der Christen, bekräftigte der Kirchenmann aus dem „Neuen Rom“. Er werde
– so kündigte er an – während des Paulusjahres eine Pilgerfahrt an große Stätten des
Wirkens von Paulus durchführen und dabei den Papst geistlich mit auf die Reise nehmen.
Benedikt XVI. wiederum kreiste in seiner Predigt um die Stadt Rom: „Durch
ihr Martyrium gehören sie nun – Petrus und Paulus – zu Rom: Durch das Martyrium ist
auch Petrus zum römischen Bürger für immer geworden. Durch das Martyrium, durch ihren
Glauben und ihre Liebe zeigen sie, wo die wahre Hoffnung ist, und sind Gründer einer
neuen Art von Stadt“.
Papst: Rom verbindet Petrus und Paulus
Es
sei „kein Zufall“ gewesen, so der Papst in seiner theologisch dicht durchkomponierten
Predigt, dass die Stadt Rom für die beiden Apostel zur Schicksalsstadt wurde. Paulus
sei nicht nur als gefangener römischer Bürger in die damalige Welthauptstadt gebracht
worden, sondern sei „in einem tieferen Sinn freiwillig nach Rom gekommen. Er war Rom
schon durch den größten seiner Briefe“ – nämlich den Römerbrief – „innerlich entgegengegangen“.
„Während er sonst nur an Orte geht, in denen das Evangelium noch nicht
verkündet ist, ist Rom eine Ausnahme. Er findet dort eine Kirche vor, von deren Glauben
die Welt spricht. Der Weg nach Rom gehört in die Universalität seiner Sendung zu allen
Völkern hinein. Der Weg nach Rom, den er vor der äußeren Fahrt inwendig schon mit
seinem Brief gegangen war, ist ein wesentlicher Teil seines Auftrags, das Evangelium
zu allen Völkern zu bringen – die katholische, die weltweite Kirche zu gründen. Das
Gehen nach Rom ist für ihn Ausdruck der Katholizität seiner Sendung. Rom soll den
Glauben für alle Welt sichtbar machen, der Ort der Begegnung im einen Glauben sein.“
Die
Mission des Petrus wiederum habe – anders, als man das nach der Lektüre etwa der Apostelgeschichte
meinen könnte – nicht nur den Beschnittenen, den Judenchristen gegolten.
„Gewiss,
Paulus sagt im Galater-Brief, dass Gott dem Petrus die Kraft zum Aposteldienst unter
den Beschnittenen, ihm, Paulus, aber für den Dienst unter den Heiden gegeben habe
(Gal 2, 8). Aber diese Aufteilung konnte nur gelten, solange Petrus mit den Zwölfen
in Jerusalem weilte in der Hoffnung, ganz Israel werde sich zu Christus bekennen.
Angesichts der weitergehenden Entwicklung erkannten die Zwölf die Stunde, in der auch
sie aufzubrechen hatten in die ganze Welt, um ihr das Evangelium zu verkünden. Petrus,
der zuerst auf Gottes Weisung hin die Tür für die Heiden aufgetan hatte, überläßt
nun den Vorsitz der judenchristlichen Kirche Jakobus dem Jüngeren, um sich seiner
eigentlichen Sendung zu widmen: dem Dienst an der Einheit der einen aus Juden und
Heiden gebildeten Kirche Gottes.“
Sie mussten sich also in Rom treffen, diese
zwei so unterschiedlichen Apostel.
„Die Sehnsucht des heiligen Paulus, nach
Rom zu gehen, unterstreicht – wie wir gesehen haben – besonders das Wort „catholica“
am Wesen der Kirche. Der Weg des heiligen Petrus nach Rom als Verkörperung der Weltvölker
steht vor allem unter dem Wort „una“: Sein Auftrag ist es, die Einheit der catholica,
der Kirche aus Juden und Heiden, der Kirche aus allen Völkern zu wirken. Und dies
ist die bleibende Sendung des Petrus: dass Kirche nie nur mit einer Nation, mit einer
Kultur oder einem Staat identisch sei. Dass sie immer die Kirche aller ist. Dass sie
über alle Grenzen hin die Menschheit zusammenführt, inmitten der Trennungen dieser
Welt den Frieden Gottes, die versöhnende Kraft seiner Liebe gegenwärtig werden lässt.“
"Keiner
ist Hirte allein"
Benedikt XVI. warf noch einen Seitenblick auf die heutige
Globalisierung.
„Heute gibt es in der Welt durch die überall gleiche Technik,
durch das weltweite Informationsnetz wie durch die Bündelung gemeinsamer Interessen
neue Weisen der Einheit, die aber auch neue Gegensätze aufbrechen lassen und alten
Gegensätzen neue Stoßkraft geben. Inmitten dieser Einheit von außen, vom Materiellen
her brauchen wir um so mehr die Einheit von innen, die aus dem Frieden Gottes kommt
– Einheit all derer, die durch Jesus Christus Geschwister geworden sind. Dies ist
die bleibende Petrussendung, auch der besondere Auftrag an die Kirche von Rom.“
Dabei
ist der Petrusdienst aber alles andere als dumpfe Vorherrschaft, so Benedikt weiter.
An die neuen Erzbischöfe aus aller Welt gewandt, deutete er das Pallium, das sie wie
er tragen, als Band der Kollegialität. Übrigens kam bei dieser Feier erstmals ein
weiterentwickeltes Pallium zum Einsatz, das in Form und Gestaltung Pallien aus der
Zeit vor Johannes Paul II. weiterentwickelt.
„Wir alle sind Con-Presbyter.
Keiner ist Hirte allein. In der Nachfolge der Apostel stehen wir nur durch das Sein
in der Gemeinsamkeit des Kollegiums, in dem sich das Kollegium der Apostel fortsetzt.
Zum Hirtesein gehört das Miteinander, das Wir der Hirten, weil die Herde nur eine
ist, die eine Kirche Jesu Christi.“
Beim Angelus: Hinweis auf Seligsprechung
in Niederlanden
Nach der – langen und schweißtreibenden – Messfeier in
St. Peter betete Benedikt mit den Gläubigen noch den Engel des Herrn. Und erinnerte
dabei auf deutsch an einen weiteren großen Moment der Kirchengeschichte, der an diesem
Sonntag stattfand – aber nicht in Rom, sondern in den Niederlanden.
„Ganz herzlich
heiße ich die Brüder und Schwestern aus den Ländern deutscher Sprache und aus den
Niederlanden willkommen. Besonders begrüße ich die Gläubigen, die zur Überreichung
des Palliums an den Erzbischof von München und Freising und an den Erzbischof von
Utrecht nach Rom gepilgert sind. Bitten wir um den Beistand des Heiligen Geistes für
die neuen Erzbischöfe, auf daß sie stets Zeugen der Einheit und der mutigen Hingabe
an das Evangelium Christi sind. Heute wird auch in Tegelen in den Niederlanden die
Mitgründerin der Steyler Missionsschwestern Josefa Hendrina Stenmanns selig gesprochen.
Das Beispiel dieser Seligen leite uns an, mit aller Kraft am Sendungsauftrag der Kirche
mitzuwirken. Euch allen wünsche ich einen gesegneten Festtag!“