UNO: Caritas zum Weltdrogentag, Teufelskreis durchbrechen
Rund 200 Millionen
Menschen weltweit konsumieren illegale Drogen. Davon gehen Fachleute im Umfeld des
Welt-Drogen-Tags aus, der an diesem Donnerstag begangen wird. Den Schätzungen zufolge
nehmen 13 Millionen Menschen Kokain und 16 Millionen Heroin und Opium. In Europa scheint
die Lage sich zu entspannen: Es starben weniger Menschen am Missbrauch so genannter
harter Drogen. Ganz anders das Bild in den Anbauländern, erklärt der Lateinamerika-Referent
von Caritas International, Wolfgang Hees.
„Das große Problem, das wir derzeit
haben, ist, dass der Drogenkonsum in den Ursprungsländern und in den Transitländern
extrem zunimmt, weil die Drogenkartelle nicht mehr mit Geld bezahlen, sondern mit
Drogen. Und die Bauern müssen dann sehen, dass sie Konsum schaffen, um diese Drogen
wieder verkaufen zu können -und sie konsumieren selber.“
Alternativanbauprogramme
seien keine echte Alternativen, so Hees.
„Das kann man in Bolivien, in Afghanistan,
in Kolumbien sehen. Das sind Angebote, bei denen Drogen durch Obstbäume, durch Landwirtschaft
ersetzt werden soll, die kommen aber nie an die Gewinnspannen dran, die man mit Drogen
haben kann. Deswegen dehnt sich der Drogenanbau weiter aus.“
Eine Welt
ohne Drogen wird es nicht geben, sagt der Caritas-Fachmann. Deswegen nütze auch der
„totale Krieg“ nichts, den manche lateinamerikanische Regierung gegen die Drogen erklärt
haben:
„Die letzte UN-Drogendekade, die ja das Thema „Eine Welt ohne Drogen“
hatte, ist vollkommen gescheitert. Wir sehen die großen Menschenrechtsverletzungen,
die dadurch entstehen, dass in Kolumbien weiterhin über Präsident Alvaro Uribe mit
US-amerikanischer Hilfe Koka-Anlagen „abgespritzt“ werden und da auch Leute und ihre
Nahrungsmittelflächen zerstört werden. In diesen Gegenden wird sehr militärisch vorgegangen.
Wir sehen keinerlei Chancen, dass man den totalen Krieg gegen die Droge gewinnt.“
Die
Caritas versucht andere Wege zu gehen und setzt mehr auf Prävention und Aufklärung.
Auch müsse die Hilfe stärker die traditionellen Kulturen respektieren. So sei der
Anbau von Koka-Pflanzen Teil der traditionellen Landwirtschaft und nicht gleichzusetzen
mit Kokain-Anbau. Letztlich sei das Problem Drogen ein soziales:
„Je weiter
man in der sozialen Skala unten ist, desto größer ist die Bedrohung, dass man in den
Drogenkonsum hineinkommt. Denn das geschieht sehr stark aus Frustration, aus sozialem
Ausschluss – letztlich kann’s jeden erwischen.“
Caritas international führt
seit 15 Jahren ein kontinentales Drogenprogramm durch. Zur Zeit laufen 24 Projekte
in 13 Ländern.