Die Aktionen von Simbabwes
Staatschef Robert Mugabe und seiner „Kriegsmaschinerie“ sind „eine Beleidigung“ vor
den Augen Gottes. Das erklärte jetzt die Bischofskonferenz Südafrikas. „Das Leid
geht weiter. Wir daher wollen zuallerst die Bevölkerung unserer Solidarität versichern.“
Kardinal Wilfrid Napier ist Sprecher der Bischöfe Südafrikas und unterzeichnete deren
dringenden Appell. Das Volk habe ein Recht auf freie und faire Wahlen. Gegenüber Radio
Vatikan ergänzte Napier: „Wir wollen die Südafrikanische Entwicklungsgmeinschaft
und die internationale Gemeinschaft dazu drängen, aktiv zu werden, bevor es zu einer
umfassenden humanitären Krise in Simbabwe kommt, die ganz Südafrika in Mitleidenschaft
ziehen wird.“ Die internationale Gemeinschaft müsse gemeinsam mit der Südafrikanischen
Entwicklungsgemeinschaft für eine Konsensregierung in Simbabwe arbeiten. Andernfalls
drohe eine humanitäre Krise, von der die ganze Region betroffen wäre. Für den Rückzug
von Oppositionsführer Morgan Tsvangirai vor den Stichwahlen zeigten die Bischöfe Verständnis.
Ein Bürgerkrieg wäre die Alternative gewesen. - Der seit 28 Jahren autoritär regierende
Robert Mugabe wollte bis zuletzt ungeachtet massiver internationaler Kritik an der
Stichwahl am Freitag festhalten. Verhandlungen laufen. Tsvangirai hatte seinen
Rückzug mit der Gefahr für Leib und Leben seiner Anhänger begründet. Die würden von
Mugabe-treuen Sicherheitskräften massiv eingeschüchtert. Hein Möllers von der Informationsstelle
„Südliches Afrika“ bestätigte im Domradio: „Er hat ja noch gesagt, er könne
es nicht mehr verantworten, dass seine Wähler damit rechnen müssten, wegen ihrer Entscheidung
ermordet zu werden. Allein in den letzten sechs Wochen sind mindestens 86 Menschen
zum Teil auf bestialische Weise umgebracht, oder gequält und zur Flucht getrieben
worden. Es wurden Menschen gezwungen, ganze Eimer Wasser zu trinken und wenn sie nicht
mehr konnten, sprangen ihnen Soldaten auf den Bauch, um für den nächsten Eimer Platz
zu schaffen. Das ist die Situation in Simbabwe. Tsvangirai selbst hatte sich ja nach
den Wahlen in die Nachbarländer abgesetzt und sich erst Ende Mai wieder ins Land getraut,
weil er glaubhaft nachweisen konnte, dass gegen ihn ein Mordkomplott geschmiedet werde.“ Die
Kritiker im eigenen Land hat Mugabe zum Schweigen gebracht. Einer seiner lautetsten
und standhaftesten Gegner – Erzbischof Pius Ncube – trat zurück. Er leistete jahrelang
Widerstand. Schließlich wurde ihm ein Prozess wegen angebelichen Ehebruchs angehängt. Simbabwes
Nachbarländer schwiegen lange. Auch die Kirche im einflussreichen Südafrika muss sich
den Vorwurf gefallen lassen, ihre Erklärung käme um Monate zu spät. Kardinal Napier: „Wir
meinen, dass eine schärfere Verurteilung wichtig gewesen wäre, vor allem dessen, was
Mugabes Partei getan hat oder – vielleicht noch verwerflicher – die Staatspolizei.
Sie sollten die Menschen schützen, nicht die machthabende Partei. Auch wir glauben,
dass man schon vor langer Zeit hätte aktiv werden müssen.“ Das gleiche gilt
für die Politik. Zögernd kamen Zurechtweisungen in Richtung Simbabwe. Mugabe tat sie
ab und verbat sich vor er UNO die Einmischung in nationale Angelegenheiten. „Die
Staaten hatten Angst, dass sie bei zu deutlicher Zurechtweisung selbst in den Fokus
geraten würden, und sich Vorwürfe gefallen lassen müssten, die Menschenrechte ebenfalls
nicht zu achten. In den letzten Tagen melden sich erstaunlicherweise doch immer mehr
südafrikanische Staatschefs zu Wort und klagen an, dass diese intolerierbaren Zustände
nicht weitergehen dürften. Das ist ein Zeichen, dass wenigstens der Rückzug Morgan
Tsvangirais von den Stichwahlen jetzt einige darauf gebracht hat, dass sie nicht länger
die Augen vor der Wirklichkeit verschließen und so tun können, als sei alles in Ordung,
obwohl die Lage schrecklich ist.“ (rv 26.06.2008 bp)