„Ein Wunder, das man
vielleicht in Rom anerkennen lassen könnte.“ Das sagte Salzburger Weihbischof Andreas
Laun vor einigen Wochen zum unwahrscheinlichen Fall, dass Österreich Fußballeuropameister
wird. Inzwischen sind die Gastgeberländer Österreich und Schweiz beide ausgeschieden.
Die Halbfinalbegegnungen bestreiten am Mittwoch und Donnerstag vier andere Nationen,
darunter noch eine deutschsprachige - doch Verbindungen zwischen Religion und Fußball
sucht und findet man in Österreich weiterhin. Das Wiener Dommuseum zeigt in einer
Ausstellung Religiöses und Sportliches nebeneinander. Dazu Museumsdirektor Bernhard
Böhler: „Der Kult um den Fußball hat sehr viele Anregungen aus der Welt der
Religionen, insbesondere der christlichen Kirchen empfangen. Hans Küng hat bereits
zur Fußball-WM in Deutschland diagnostiziert, dass ihn das Hochheben der Fußballtrophäe
an die Präsentation der Monstranz erinnert. Oder das Küssen des Pokals ihn gemahnt
an das Küssen eines anderen Heiligtums wie der Ikone, oder dass der Abendmahlkelch
das Vorbild für das Trinken aus dem Pokal war." Es geht also um Analogien,
um lediglich formale Ähnlichkeiten und Anleihen seitens des Fußballs. Von „Sinnstiftung“
ist nicht die Rede. Dennoch scheint Fußball für eine breite Gesellschaftsschicht zur
Ersatzreligion zu werden. Böhler: „Aber eben nur Ersatzreligion. Natürlich ist
das keine institutionalisierte Kirche. Fußball und Religion sind durchaus zwei Welten,
die sich gut verbinden lassen. Das demonstrieren seit einigen Jahren legendäre, berühmte
Fußballspieler mit südafrikanischen Wurzeln, die offensiv ihren persönlichen Glauben
auf dem Fußballfeld zeigen.“ „Helden, Heilige, Himmelsstürmer“ heißt die Ausstellung
im Wiener Dommuseum, realisiert in Zusammenarbeit mit dem Frankfurter Ikonenmuseum.
Sie zeigt Pokale neben Monstranzen, Fanbanner neben Ikonen und ein Operationsimplantat
eines Spielers neben einer Knochenreliquie. „Es gibt sehr viel Affirmation und
sehr viel Interesse und die Diagnose, dass das ein interessanter Vergleich ist. Man
muss aber natürlich bei einer solchen Ausstellung in einem konservativen christlichen
Umfeld auch ganz punktuell auch Befremden geerntet wird. Vor einigen Jahren hätte
man so etwas als blasphemischen abgetan. Heute, im dritten Jahrtausend, stehen wir
vor einer anderen Situation: Die Gesellschaft ist weitgehend säkularisiert und die
Kirche kann mit dem Fußball durchaus wichtige Sympathien ernten. Aber es braucht auch
ein kritisches Verhältnis dazu.“ Zu sehen ist die Ausstellung noch bis zum
31. Oktober. Die Fußball-EM ist dagegen schon am kommenden Sonntag zu Ende. (rv
25.06.2008 bp)