In Jerusalem sind am Sonntag mehr als 1.000 Anglikaner zum Auftakt einer Konferenz
über die Zukunft der anglikanischen Weltkirche zusammengekommen. Nach Angaben der
Organisatoren nehmen an dem Treffen mehr als 300 Bischöfe teil, vor allem aus Afrika
und Nordamerika. Die Konferenz des konservativen Kirchenflügels gilt als Gegenveranstaltung
zur Ende Juli stattfindenden Lambeth-Konferenz, dem nur alle zehn Jahre tagenden höchsten
Beschlussgremium der anglikanischen Weltgemeinschaft. Die Teilnehmer wenden sich gegen
die Weihe bekennender Homosexueller zu Priestern und Bischöfen sowie gegen Frauen
in diesen Ämtern. Der Streit mit dem liberalen Flügel über diese Fragen droht zu einer
Spaltung der anglikanischen Weltgemeinschaft zu führen. Obwohl die Jerusalemer Konferenz
die umstrittenen Themen nicht in ihrem offiziellen Programm aufgenommen hat, wird
allgemein mit einer Weichenstellung für die Entscheidungen konservativer Teilnehmer
der Lambeth-Konferenz in wenigen Wochen gerechnet. In einem rund 100-seitigen Dokument
ist von „einem Moment der Entscheidung“ die Rede. Der konservative Flügel vertritt
nach eigenen Angaben etwa die Hälfte der rund 78 Millionen Anglikaner weltweit. Erst
vor wenigen Tagen hatten konservative Anglikaner um den nigerianischen Erzbischof
Peter Akinola verlauten lassen, es gebe „keine Hoffnung mehr“ auf eine Einheit mit
dem liberalen Flügel der Gemeinschaft. Während des einwöchigen Treffens in Jerusalem
soll es um „eine Rückkehr zu den Wurzeln des Glaubens und Wege in die Zukunft“ gehen.
Vorträge und Workshops behandeln Themen wie „Das Evangelium und die Säkularisierung“
oder „Die Herausforderung von Aids“. (kna 23.06.2008 bp)