Auf der Suche nach
den Wurzeln des Christentums muss man jenen Wegen nachgehen, auf denen der Apostel
Paulus im Süden der heutigen Türkei gegangen ist. Deshalb wird das Paulusjahr an diesem
Samstag am Ort der antiken Paulus-Stadt Tarsus eröffnet. Als Vertreter des Vatikans
ist Kurienkardinal Walter Kasper in der Türkei gereist. Die Christen möchten 2000
Jahre nach der Geburt des Apostels Paulus in seiner Geburtsstadt Tarsus nicht nur
Gäste sein. Das sagt der für Tarsus zuständigen Bischof Luigi Padovese.
„Wer
hierher kommt, sollte uns als Pilger und nicht als Tourist besuchen. Dieser Ort ist
nämlich geeignet, um tiefgreifende Erfahrungen zu sammeln. Darüber hinaus sollte jeder,
der nach Tarsus kommt, ein Zeugnis für die türkische Bevölkerung mitnehmen, nämlich
zu zeigen, dass es auch bei den Christen Menschen gibt, die einen starken Glauben
haben und sich dafür einsetzen. Damit sollte man auch die türkische öffentliche Meinung
entgegnen, die besagt, dass das Christentum und der Westen dasselbe seien und da der
Westen korrupt sei, sei auch das Christentum korrupt. Nun, das müssen wir den Türken
unbedingt klarstellen, dass dies absolut nicht der Fall ist.“
Viele katholische
Bischöfe – unter anderem auch aus Deutschland – wünschen sich in der südtürkischen
Stadt, in der der wichtigste Theologe des Christentums seine Kindheit und einige Jahre
als Erwachsener verbrachte, eine eigene Kirche mit Pilgerzentrum. Monatelang liefen
stille Verhandlungen, ohne dass sich viel bewegt hat. Für die am Wochenende beginnenden
Feiern des Paulus-Jahres kann nun zumindest das aus dem 12. Jahrhundert stammende
Kirchengebäude St. Paul für Gebete genutzt werden.
„Nun, wir hoffen, dass
es noch weitere positive Resultate – vor allem für die türkischen Christen – geben
wird. Dazu zählt zum Bespiel, dass es den Christen hier wieder bewusst wird, was es
heißt Christ zu sein. Ich glaube, dass es bei einer großen Zahl christlicher Pilger
möglich würde, dass die türkischen Christen wieder Mut schöpfen. Es gibt ja so viele
Schwierigkeiten, mit denen wir uns auseinandersetzen müssen. So existiert offiziell
die katholische Kirche in der Türkei gar nicht. Da wir juristisch gesehen noch nicht
anerkannt sind, führt das zu negativen Konsequenzen für uns.“