Die Kirche macht keine Politik, aber sie lehrt sie. Das betonte Kurienkardinal Renato
Martino an diesem Freitag im Vatikan. Die Lehre der Kirche trage dazu bei, dass Politik
wirklich dem Allgemeinwohl diene, erklärte der Präsident des Päpstlichen Rats für
Gerechtigkeit und Frieden bei der Eröffnung eines internationalen Seminars über Ethik
und Politik im Vatikan. Wichtigster Beitrag der Kirche sei es, die alles übersteigende
Würde des Menschen im öffentlichen Bewusstsein stets wach zu halten. Wenn Politik
so handle, als ob Gott nicht existiere, „dörrt sie aus und verliert das Bewusstsein
der unantastbaren Menschenwürde“, sagte Martino laut Vatikanmitteilung. Auch die Werte
einer pluralen Gesellschaft müssten immer von Wahrheit, Solidarität und Verantwortung
bestimmt sein. Individualistische und egoistische Strömungen zersetzten und widersprächen
der Demokratie. Die Katholische Kirche könne nie auf eine „öffentliche Rolle des Glaubens“
verzichten, so Martino weiter. Es gelte aber zu unterscheiden, ob Gläubige in ihrem
eigenen Namen oder im Namen der Kirche und ihrer Vertreter handelten. An dem zweitägigen
Kongress nehmen rund 60 Politiker und Politikwissenschaftler aus der ganzen Welt teil.
Hauptthemen sind die Frage nach unveräußerlichen Werten und die Laizität. (rv 20.06.2008
bp)