Die anglikanische Weltgemeinschaft steht offenbar kurz vor der Spaltung. Es gebe „keine
Hoffnung mehr“ auf eine Einheit mit dem liberalen Flügel der Gemeinschaft, der homosexuelle
Priester in der Kirche akzeptiert, schreibt der Erzbischof von Nigeria, Peter Akinola,
in einer Erklärung der anglikanischen Traditionalisten. Die Kircheneinheit könne nur
durch eine „Umkehr“ der US-Anglikaner wiederhergestellt werden. Die dortige Episkopalkirche
hatte die Auseinandersetzung 2003 mit der Ernennung des bekennenden Homosexuellen
Gene Robinson zum Bischof von New Hampshire ausgelöst. Man habe „mit großer Anstrengung“
versucht, die Krise zu verhindern, schreibt Akinola. Nun müsse gehandelt werden, betont
der konservative Kirchenflügel in seiner Erklärung. Sonst drohe die Kirche „Millionen
Menschen“ vom wahren Glauben wegzuführen, der in der Heiligen Schrift offenbart sei. Die
Erklärung mit dem Titel „Der Weg, die Wahrheit und das Leben“ erscheint im Vorfeld
einer Konferenz zur Zukunft der anglikanischen Weltkirche (GAFCON), die am Sonntag
in Jerusalem und Amman beginnt. Das Treffen im Vorfeld der Lambeth Conference, dem
höchsten Beschlussgremium der anglikanischen Weltgemeinschaft, die Ende Juli in England
tagt, gilt als entscheidend für die Entscheidungsfindung des konservativen Flügels.
Als Beobachter will der homosexuelle US-Bischof Robinson an der Lambeth-Konferenz
teilnehmen. Auch ohne sein Erscheinen dürfte das Thema Homosexualität ein Hauptthema
der Konferenz sein. – Die Lambeth-Konferenz tagt nur alle zehn Jahre. Mehr als 800
Bischöfe aus aller Welt werden erwartet. Vor allem die konservativen Nationalkirchen
Afrikas wehren sich vehement gegen die Weihe von bekennenden Homosexuellen. Mehrere
afrikanische Kirchenführer, darunter auch Erzbischof Akinola, haben in den USA mittlerweile
verschiedene Parallelstrukturen eingerichtet. So genannte „fliegende Bischöfe“ sollen
anglikanische Gläubige betreuen, die nicht unter einer liberalen Kirchenleitung stehen
wollen.