Vatikan: Fisichella, Lebensschutz ist universale Aufgabe
Salvatore, genannt
Rino, Fisichella ist neuer Präsident der Päpstlichen Akademie für das Leben. Der Rektor
der Lateranuniversität und bisherige Weihbischof für Rom wurde damit gleichzeitig
Erzbischof. Papst Benedikt XVI. ernannte den 56-Jährigen am Dienstag zum Nachfolger
von Bischof Elio Sgreccia. Der Bioethik-Experte wurde vor einer Woche 80 Jahre alt
und hat dem Papst seinen Rücktritt aus Altersgründen angeboten. Der Fundamentaltheologe
Fisichella gilt in verschiedenen Grenzfragen einschließlich der Bioethik als kompetent.
Er ist Mitglied der vatikanischen Glaubenskongregation und zudem Parlamentsseelsorger,
weshalb er viele Kontakte zu italienischen Politikern unterschiedlicher Lager unterhält.
Im Interview mit Radio Vatikan sprach Fisichella über seine neue Aufgabe:
„Die
Akademie für das Leben behandelt die wichtigsten und sensibelsten ethischen Fragen,
die in der westlichen Welt derzeit anstehen. Mit Blick in die Zukunft bedeutet das
die Verantwortung, alle möglichen Formen zu finden, dass die christliche Sichtweise
in Fragen des Lebens auch von Menschen gehört und akzeptiert werden kann, die unter
anderen Weltanschauungen und in anderen Kulturen leben.“
Welche Themen
stehen auf ihrer Agenda jetzt ganz oben? Was sind die sensibelsten Fragestellungen? „In
erster Linie dürfen wir das Thema Leben sic et simpliciter mit all seinen Ausformungen
nicht außer Acht lassen: Stammzellforschung, Euthanasie zum Beispiel. Meiner Ansicht
nach muss man in diesen Bereichen, Prioritäten aufstellen können. Wir müssen uns vor
allem bewusst sein, dass es in Fragen des Lebens keine Alleingänge geben darf; man
muss gemeinsam arbeiten, denn das menschliche Leben geht alle an und nicht nur eine
bestimmte Gruppe.“
Wie kann es gelingen, eine universale und authentische
Kultur des Lebens voranzubringen?
„Wir müssen die grundlegenden Prinzipien
des Naturrechts neu entdecken. Im 60. Jahr nach der Erklärung der Universalen Menschenrechte
ist die Betonung des Naturrechts sozusagen obligatorisch, denn diese Rechte wurden
in dem Bewusstsein formuliert, dass es Prinzipien gibt, die über Konfessionen, Ethnien
oder politische Anschauungen hinausgehen und einen gemeinsamen Nenner haben, der jede
Person überall auf der Welt angeht.“
Viele halten die Position der Kirche
in Fragen des Lebensschutzes für ein Nein zu wissenschaftlichem Fortschritt. Wie wollen
Sie dieses Vorurteil abbauen helfen?
„Die Kirche schaut - anders als oft
gesagt wird - sehr aufmerksam und mit Vertrauen auf die Wissenschaft. Doch die wiederum
muss auch in dem Bewusstsein handeln, dass sie nicht die endgültige Antwort auf das
Suchen der Menschen geben kann. Die Wissenschaft ist ein Instrument und eine der wichtigsten
Errungenschaften des Menschen. Wir müssen daher zu einem positiven Miteinander zurückfinden,
müssen aber den Forschern auch verständlich machen können, dass niemand von uns an
die Stelle des Schöpfers treten kann.“