Am Mittwoch hat das
EU-Parlament die umstrittene Richtlinie zur Abschiebung illegaler Einwanderer verabschiedet.
Die Abschiebehaft kann im Regelfall bis sechs Monate, in Ausnahmefällen bis zu eineinhalb
Jahre dauern. Außerdem ist in bestimmten Fällen ein Wiedereinreise-Verbot für die
Dauer von fünf Jahren vorgesehen. Schon im Vorfeld hatten Menschenrechtsorganisationen
und auch der Vatikan heftige Kritik an dem Vorhaben geübt. Am 30. Mai hatte der Präsident
der EU-Bischofskommission COMECE, Adrianus Van Luyn, einen Brief an die Mitglieder
des Europäischen Parlaments gesandt, um seine Bedenken gegen die neue Richtlinie geltend
zu machen. Johanna Touzel ist Pressesprecherin der COMECE. Sie hält diesen nun „verabschiedeten
Kompromiss“ für inakzeptabel:
„Ich glaube, diese neuen Maßnahmen sind auch
ein bisschen symbolisch. Das ist zur Zeit der Trend in der Union. Die Mitgliedsstaaten
der EU und auch die kommende französische EU-Ratspräsidentschaft möchten das Signal
geben, dass Europa eine geschlossene Festung ist und möchte auf jeden Fall vermeiden,
dass große Wellen von Migranten nach Europa kommen.“
Zwei Jahre haben die
EU-Staaten jetzt Zeit, die Richtlinie aus Brüssel in nationales Recht umzusetzen.
Die EU-Bischöfe hoffen, dass die Länder den neuen Spielraum nicht ausnutzen und Flüchtlinge
nicht so lange einsperren.
„Wir appellieren an die Christen in den einzelnen
Staaten, aufmerksam zu sein und die Politik zu beobachten und weiterhin Migranten
mit Würde zu behandeln. Wir werden jedenfalls als Kirche sehr aufmerksam sein, wie
diese Richtlinie umgesetzt wird.“
Europa dürfe sich nicht nur aus humanitären
Gründen den Flüchtlingen verschließen, sagt Touzel.
„Vielleicht ist es das
falsche Signal, weil unsere europäische Union eigentlich Migranten braucht – aus ökonomischen
und demographischen Gründen. Migration ist ein Teil der Lösung für das alternde Europa.“
Im
Eu-Parlament stimmten Grüne, Kommunisten und ein Teil der sozialistischen Fraktion
gegen das Vorhaben. Die Richtlinie muss nun noch vom Ministerrat abgesegnet werden,
was in Kürze geschehen soll.