Die katholische Kirche
in Brasilien sorgt sich über die Lage der Kleinbauern und landlosen Landarbeiter.
Die Bauern kämpfen seit Jahrzehnten für die Umsetzung einer Landreform. Doch nicht
nur sie leiden unter der Übermacht der Agrarindustrie - Tausende von Arbeitern werden
von Großgrundbesitzern wie Sklaven gehalten. Hören und lesen Sie hier den Beitrag
von Mario Galgano
Sie leben in Hütten aus schwarzen Plastikplanen, direkt
am Straßenrand. In vielen Regionen gibt es ganze Dörfer davon, ihre Bewohner sind
landlose Bauern. Sie warten darauf, dass die Regierung ihnen Land zur Bebauung zuteilt.
Der Dominikanerpater Henri Burin des Roziers ist Anwalt und Mitglied der pastoralen
Kommission für den Landbesitz in Brasilien. Seit mehreren Jahren setzt er sich für
die Landlosen Kleinbauern in Südamerika ein.
„Es ist nicht das erste Mal,
dass die Kleinbauern demonstrieren. Nach eigenen Angaben wollten sie friedlich für
mehr Einsatz der Regierung bei der Zuteilung von Boden im Zug der versprochenen Agrarreform protestieren.
Die Armut der Bauern ist Folge der Struktur der brasilianischen Landwirtschaft, in
der sich eine industrielle Produktion durchgesetzt hat - das Agrobusiness.“
Große
Farmen haben günstige Kredite erhalten und sind immer größer geworden, sagt der Dominikaner.
Diese Gelder wurden in die Modernisierung der Betriebe gesteckt.
„Landarbeiter
wurden von Maschinen ersetzt. Die großen Agrarindustriellen hingegen gelangten zu
immer mehr Land. Dabei sind die landlosen Bauern noch nicht einmal der Tiefpunkt der
ungerechten Einkommensverteilung in Brasilien: Zahlreiche Großgrundbesitzer lassen
sogar Arbeiter unter sklavenähnlichen Bedingungen für sich arbeiten.“
Und
wie verhält sich die katholische Kirche? Dominikanerpater und Anwalt der Kleinbauern,
Henri Burin des Roziers:
„Die Bischofskonferenz des Landes hat in mehrere
Dokumente die menschenverachtende Wirtschaft heftig kritisiert. Weniger erfolgreich
wird allerdings die Agrarreform unter Staatspräsident Lula angesehen. Zahlreiche Familien
hätten gehofft, unter Lula endlich ein Stück Land zu bekommen, erklärte die nationale
Bischofskonferenz. Für sie zeigt sich darin die Unfähigkeit der Lula-Regierung, die
eigenen Wahlversprechen zu erfüllen. Eine umfassende Agrarreform müsste daher vor allem die
Verfahren zur Landverteilung neu organisieren und beschleunigen.“