2008-06-15 14:56:44

D: Professoren verteidigen Hanke


In der Krise der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) sind am Sonntag hochschulinterne Differenzen zutage getreten. In einem offenen Brief kritisierten drei Professoren scharf die Position des KU-Senats, der die kirchlichen Träger der Hochschule am Donnerstag angegriffen hatte. Die Haltung des Senats sei „keineswegs für die Professorenschaft unserer Universität repräsentativ“, sondern ein „bedauerliches Dokument selbstgerechter Uneinsichtigkeit“. Der Senat verdränge, dass es auch intern Kritik am Verfahren um die Wahl des neuen Präsidenten gegeben habe, heißt es in dem Brief. „Höchst bedenklich“ sei sein Verständnis von Hochschulautonomie. Dem Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke als Vorsitzenden des Stiftungsrats werde nur die gefügige Rolle des Notars zugedacht. An einem Einvernehmen mit dem Träger bestehe im Senat offenbar kaum Interesse.
Unverständlich finden die Autoren des Schreibens auch das Beharren auf der Grundordnung in ihrer jetzigen Form. Diese sei zweifellos mit ursächlich für die aktuellen Probleme. Der Senat solle von seinem Konfrontationskurs abrücken und in die vom Bischof angebotene Kooperation einwilligen. Die Chancen für eine Weiterentwicklung der Uni dürften nicht verspielt werden.
Der Brief ist unterzeichnet von den beiden emeritierten Professoren Heinz Otto Luthe und Bernhard Sutor sowie dem Lehrstuhlinhaber für Klassische Philologie, Hans Jürgen Tschiedel. Luthe war früher KU-Vizepräsident. Der Politologe Sutor war lange Jahre auch Vorsitzender des Landeskomitees der Katholiken in Bayern. Die in Würzburg erscheinende katholische Zeitung „Tagespost“ hatte am Samstag weitere Hintergründe der Ablehnung des am 30. Januar zum neuen KU-Präsidenten gewählten Kandidaten Ulrich Hemel durch Hanke aufgehellt. Der Bischof habe bei einem Treffen mit Professoren am 9. Mai das wissenschaftliche Profil Hemels als ungenügend dargestellt,
schreibt die Zeitung unter Berufung auf Teilnehmeraussagen.
So habe Hanke darauf hingewiesen, dass sich der habilitierte Religionspädagoge mehr als zwölf Mal vergeblich um eine ordentliche Professur in Deutschland beworben habe. Die Grundordnung der KU sehe aber vor, dass der Präsident ein ordentlicher Professor sein solle. Diese Anforderung erscheine unerlässlich, wenn Eichstätt eine exzellente Uni werden wolle.
Hemel habe auch seine Mandate als Aufsichtsrat, Gesellschafter oder Beirat in mindestens sieben Unternehmen bei einem Wechsel nach Eichstätt nicht aufgeben wollen, so die „Tagespost“. Diese nebenberuflichen Tätigkeiten hätten sich dem Bischof zufolge aber nicht mit der nötigen Konzentration auf das Uni-Präsidentenamt vertragen. - Die KU ist die einzige katholische Universität im deutschen Sprachraum. Sie wird von den sieben bayerischen Bistümern getragen. Sie befindet sich in einer Führungskrise, seit der Hochschulrat am 30. Januar einen Präsidenten wählte, der von Hanke abgelehnt wurde.

(kna 15.05.2008 mc)








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