2008-06-14 13:55:00

EU: Die Kirche zum gescheiterten Referendum


RealAudioMP3 Nach dem „Nein“ Irlands zum Vertrag von Lissabon will die katholische Kirche weiter für den europäischen Einigungsprozess kämpfen. Bereits 18 EU-Staaten und damit mehr als die Hälfte der Mitgliedsländer hatten vor der Abstimmung in Irland in ihren nationalen Parlamenten den Reformvertrag bestätigt der das neue politische Fundament der Staatengemeinschaft ist. Nächste Woche wollen Europas Regierungschefs darüber sprechen, wie Europa aus der Krise finden kann. Dass auch die Katholische Kirche als aufmerksame Beobachterin des europäischen Einigungsprozesses das Reformvorhaben keineswegs aufgibt, sagte uns der scheidende Generalsekretär des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE), Aldo Giordano.

„Wir als Kirche sind einerseits am großen Europa interessiert. Die Kirche betrachtet Europa als Ganzes, nicht nur als Gruppe einzelner Länder. Wir wollen ein Europa der Geschichte, der Kultur, ein Europa, das sich an der Welt messen kann. Was das politische Projekt Europa betrifft, so betrachtet die Kirche es mit großem Interesse und ist interessiert an allem, was zu mehr Stabilität und Einigkeit führen kann, was in Folge auch dem Rest der Welt zugute kommt.“

Der Vertrag von Lissabon, den die Iren nun abgelehnt haben, sollte der EU ab 2009 einen Außenminister, einen ständigen Ratsvorsitzenden, straffere Entscheidungsstrukturen und mehr Mitsprache des EU-Parlaments bringen. In den politischen Entscheidungsprozessen auf europäischer Ebene wird die Stimme der Kirche durchaus gehört, sagt Giordano.

„Was die großen Themen der Ethik betrifft, so nehme ich wahr, dass die Politik von den Kirchen etwas erwartet. Da geht es um menschliches Leben bis zum Tod, Glück, Schmerz, Wachstum, Bildung, Gerechtigkeit, friedliches Zusammenleben, Umwelt. Es wäre geradezu arrogant von den einzelnen Staaten, zu glauben, sie könnten alleine auch auf diese großen moralischen Fragen antworten. Natürlich gibt es auch einzelne Gruppen, die ihre Stimme gegen die Kirchen erheben. Aber das sind Minderheiten. Ich denke, wenn wir das Christentum nicht als Fassade begreifbar machen, sondern als gelebte Wirklichkeit, dann wird Europa diesem Christentum mehr Raum geben.“

Was die Zusammenarbeit der christlichen Kirchen, aber auch der Religionen in Europa betrifft, sieht Giordano noch Spielraum.

„Es gibt eine ökumenische Problematik zwischen den Kirchen. Sie müssen zu einem gemeinsamen Beitrag finden. Und da Europa multireligiös geworden ist, gibt es die interreligiöse Frage. Es muss uns gelingen, gemeinsame Beiträge und Visionen zu erarbeiten und zu vertreten, die alle Religionen teilen können. Je mehr wir als Christen vereint sind, um so mehr Aufmerksamkeit finden unsere Vorschläge in der Politik, vor allem in ethischen Fragen.“

Aldo Giordano wird demnächst zwar den Dienstort wechseln, doch den europäischen Kernthemen treu bleiben. Papst Benedikt ernannte den italienischen Priester vor wenigen Tagen zum Ständigen Beobachter des Heiligen Stuhls beim Europarat in Straßburg.
(rv 14.06.2008 gs)









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