Die Bischofssynode über das Wort Gottes im Oktober will zu einem richtigen Umgang
mit der Bibel beitragen, die Ökumene ermutigen sowie den jüdisch-christlichen und
den interreligiösen Dialog fördern. Das steht in dem Arbeitspapier zur Synode, dem
so genannten „Instrumentum Laboris“, das der Heilige Stuhl an diesem Donnerstag vorstellte.
Das Dokument ist in drei Teile gegliedert, die die Themen der Synodalversammlung
aufgreifen: Erstens „Das Geheimnis Gottes, der zu uns spricht“, zweitens: „Das Wort
Gottes im Leben der Kirche“ und drittens „Das Wort Gottes in der Sendung der Kirche“.
An mehreren Stellen warnt das Papier vor Gefahren, die „eine eigensinnige und
verkürzte Interpretation“ der Heiligen Schrift mit sich bringt, und nennt dabei ausdrücklich
den Fundamentalismus. „Auf der einen Seite drückt sich hier das Bedürfnis aus, dem
Text treu zu bleiben, au der anderen Seite missversteht man die eigene Natur der Texte,
was zu schweren Fehlern und unnötigen Konflikten führt“. Der Fundamentalismus fliehe
in die Wörtlichkeit und weigere sich, die geschichtliche Dimension der biblischen
Offenbarung zu berücksichtigen. „Diese Art der Lektüre findet immer mehr Anhänger
auch unter Katholiken“, hält das Papier ausdrücklich fest. Der Fundamentalismus verlange
ein totales Einverständnis mit starren doktrinären Haltungen und lehne jegliches kritische
Fragen und Forschen ab. Hier sei es nötig, „in der Gemeinschaft die Verfügbarkeit
für den Heiligen Geist offen zu halten“ und die Gefahr einer „Bürokratisierung der
Kirche“ zu meiden, die die Schriftlesung zu einer Aktivität unter vielen werden lässt.
Daneben gebe es auch eine „ideologische Bibellesung“, die ohne den Beitrag
des Glaubens „einem engen geistlichen, sozialen oder politischen oder einfach menschlichen
Vorverständnis folgt. Im Allgemeinen sei „eine geringe oder ungenaue Kenntnis der
hermeneutischen Regeln (Regeln zur Erklärung und Deutung) zur Auslegung des Wortes
festzustellen“. Das Arbeitspapier der Bischofssynode schlägt für eine korrekte
Exegese die historisch-kritische Methode vor, „entsprechend durch andere Zugangsweisen
ergänzt“. Der dogmatischen Konstitution „Dei Verbum“ zufolge sei „auf den Inhalt und
die Einheit der ganzen Schrift zu achten, unter Berücksichtung der lebendigen Überlieferung
der Gesamtkirche und der Analogie des Glaubens“. Weiter empfiehlt das Papier die „Lectio
Divina“, die betende Begegnung mit dem Wort Gottes. Unerlässlich ist es, „das
Studium der Schrift nach den Vorgaben des Lehramtes auszurichten“, heißt es im Kapitel
über die Auslegung und die Theologie. Dabei rät das Papier die entstandene Distanz
zwischen exegetischer Forschung und theologischer Arbeit zu überwinden.
Auch
auf ein neu aufgetauchtes Problem bei der Bibelhermeneutik weist das Arbeitspapier
hin: die elektronische Kultur könne „die traditionelle Verkündigung des Wortes den
Hörern, die von den neuen Informationstechniken überschwemmt werden, langweilig erscheinen“
lassen. Man könne über neue Kommunikationsformen nachdenken, so das „Instrumentum
Laboris“, wobei es gelte, „kreative und dem Evangelium entsprechende Formen zu finden“.
Die wesentliche Schwierigkeit bestehe darin, „dass das Wort Gottes wirklich die Herzen
berührt und nicht nur gehörtes und gekanntes Wort bleibt, sondern lebendiges Wort
wird“. Gegen Ende geht das rund 80-seitige Dokument auf die Aufgaben der verschiedenen
Gruppen bei der Verkündigung der frohen Botschaft ein. Es erinnert daran, dass die
Predigt in der Heiligen Messe allein Sache des geweihten Amtsträgers ist, dass jedoch
„in bestimmten, vom Kirchenrecht vorgesehenen Fällen auch Laien die Predigt in Kirchen
oder Kapellen gestattet werden“ kann. Sache der Laien sei es, den Menschen in ihrer
konkreten Lebenssituation die Gute Nachricht zu verkünden, aber auch, in allen Bereichen
aktiv zu werden, die es mit der Bibel zu tun haben, etwa in der Wissenschaft. Im
letzten Kapitel bekräftigt das Arbeitspapier die Absage der Kirche an den Antisemitismus,
der „in jeder möglichen Form“ zu überwinden sei. Das jüdische Verständnis der Bibel
könne dem Studium der Bibel seitens der Christen hilfreich sein, die einen könnten
von den anderen lernen „und dabei die Verschiedenheit respektieren“. Im Kapitel über
interreligiösen Dialog heißt es: „die Bibel gehört nicht nur den Christen, sondern
ist ein Schatz für die ganze Menschheit“. Durch einen brüderlichen und persönlichen
Kontakt könne sie auch für jene, die nicht an Christus glauben, zur Quelle der Inspiration
werden. (rv 12.06.2008 gs)