Der Vatikan hat des
vor zehn Jahren verstorbenen früheren Kardinalstaatssekretärs Agostino Casaroli gedacht.
Im Dienste des Staatssekretariats – dem er bis zu seinem altersbedingten Rücktritt
im Jahre 1990 zwölf Jahre lang vorstand – wurde Casaroli zum bedeutendsten Mann in
den Vatikanbeziehungen zu Moskau und den Staaten des Sowjetimperiums und zum Architekten
der vatikanischen Ostpolitik. Sein damaliger engster Mitarbeiter, Kardinal Achille
Silvestrini, erinnert sich an Casarolis politische Ziele.
„Als Casaroli
1963 in das Staatssekretariat einberufen wurde, begann das Zweite Vatikanische Konzil,
und Johannes XXIII. wollte unbedingt die Bischöfe aus dem Osten dabei haben. Daher
ging Casaroli nach Ungarn, um Kardinal Mindszenty zu treffen. Dieser war in der US-amerikanischen
Botschaft, weil er nach dem Aufstand von 1956 flüchten musste. Dieses Treffen hat
ihn grundlegend verändert. Ein zweites Element seiner Ostpolitik kam nach der Helsinki-Konferenz
zum Vorschein: Er merkte, dass der Heilige Stuhl immer mehr zu einem „vollwertigen
Staat“ wurde, der wie andere Staaten des Westens mit den Ländern hinter dem Eisernen
Vorhang verhandeln musste.“
Der Kardinal versuchte unermüdlich, die Freiheit
der Kirche unter den kommunistischen Diktaturen zu verteidigen. Der Kirchendiplomat
trug wesentlich dazu bei, dass das Bemühen der Herrscher hinter dem Eisernen Vorhang
fehlschlug, die Kirche „gleichzuschalten“.
„Er hat ja keine Neuheiten eingeführt,
vielmehr war er ein Vorbild für uns. Er verband einen starken Glauben mit einer großartigen
intellektuellen Begabung. Er konnte sich mit Vorsicht durchsetzen und wenn es nötig
war, auch eine eiserne Geduld an den Tag legen. Gleichzeitig hatte er auch die Gabe,
andere mit vernünftigen Argumenten für sich zu gewinnen. Er war daher ein Mann für
große Taten.“
In der Synodenaula fand am Dienstag ein Studienkongress unter
dem Thema „Die Ostpolitik von Agostino Casaroli 1963-1989“ statt. An ihm nahmen u.a.
Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone, der Leiter des Rats für interreligiösen Dialog
Kardinal Jean-Louis Tauran und der polnische Staatssekretär und außenpolitischer Berater
des polnischen Ministerpräsidenten Wladislaw Bartoszewski teil.