An diesem Montag und Dienstag feiern die jüdischen Gemeinden in aller Welt das Wochenfest
– Schawuot genannt. Es ist das wohl unbekannteste jüdische Fest überhaupt.
Zeitlich
wird es genau fünfzig Tage nach dem Pessach-Fest gefeiert. Das Wochenfest hat eine
doppelte Bedeutung. Ursprünglich war es lediglich ein Erntefest (vgl. Ex 34,22; Lev
23,15–22): das „Fest der Erstlinge“, eine Art Erntedank. Damals wurden im Jerusalemer
Tempel zwei Weizenbrote geopfert, die aus dem Mehl der neuen Ernte hergestellt worden
waren. Wichtiger jedoch ist die religiös-geschichtliche Bedeutung. Denn nach jüdischer
(genauer gesagt: nach talmudischer) Überlieferung ist Schawuot auch die Zeit der Verkündung
der Zehn Gebote am Berg Sinai. Und auf der Anerkennung dieser Gebote durch die Israeliten
beruht der Bund zwischen Gott und seinem auserwählten Volk Israel. – Auch für die
Christen hat dieses scheinbar so unbekannte Fest eine besondere Bedeutung: Denn der
Heilige Geist kam laut Apostelgeschichte genau am jüdischen Wochenfest in Jerusalem
auf die Jünger herab (vgl. Apg 2, 1). Hier gibt es also eine enge Beziehung zu unserem
Pfingstfest. Wenn wir seine jüdischen und seine christlichen Bedeutungsebenen zusammenschieben,
können wir sagen: Schawuot – das ist ein Dankfest für Gottes Gaben. Für die Ernte.
Für das Gesetz. Und für die Gabe seines Geistes.