Kolumbien: Mehr als 2.500 Gewerkschafter in 20 Jahren getötet
Eine Zahl, die man
kaum glauben kann: Über 2.500 Gewerkschafter sind in den letzten zwanzig Jahren in
Kolumbien getötet worden. Das macht im Durchschnitt einen Mord alle drei Tage. Nach
Amnesty-Angaben geht die Hälfte all dieser Morde auf das Konto von paramilitärischen
Gruppen; für die andere Hälfte sollen direkt Sicherheitskräfte und Polizisten verantwortlich
sein. Und von diesen über 2.500 Morden sind in nur 76 Fällen auch Täter zur Rechenschaft
gezogen worden. Gianni Alioti ist Auslands-Verantwortlicher der italienischen Gewerkschaft
CISL; er sagte uns:
„Die Forderungen von Gewerkschaftern in Kolumbien sind
im wesentlichen auch keine anderen als die von Gewerkschaftern irgendwo auf der Welt.
Das Problem ist eher, dass man in Kolumbien nicht zu akzeptieren scheint, dass irgendjemand
sich für die Rechte der Arbeiter einsetzt. Es gibt eine systematische und organisierte
Verfolgung einer sozialen Gruppe, der Gewerkschafter nämlich, durch Paramilitärs,
und ihre Komplizen haben sie auf höherer Ebene.“
Die Anliegen der Gewerkschafter
in Kolumbien treiben auch die dortige Kirche um: Da geht es um einen Arbeitsmarkt,
der starkem Druck ausländischer Interessen ausgesetzt ist.
„Die transnationalen
Unternehmen sind in Kolumbien im Öl-, Energie- und Lebensmittelsektor aktiv. Ihr Interesse
ist es in einigen Fällen, die natürlichen Ressourcen des Landes auszubeuten; in anderer
Hinsicht wollen sie auch den Konsum-Markt in Kolumbien dominieren. Dabei profitieren
sie von den niedrigen Löhnen und Gehältern sowie von der faktischen Unmöglichkeit
der Leute, sich in Gewerkschaften zu organisieren und irgendetwas für eine Verbesserung
ihrer Lebensumstände zu tun. Man muss dazu sagen, dass im privaten Sektor, im Handwerk,
fast 90 Prozent aller Arbeiter nicht genug verdienen, um ihren Lebensunterhalt zu
bestreiten. Ein Arbeitsmarkt ohne Regeln und ohne jeden Schutz.“
Kolumbiens
Kirche ist laut statistischem Jahrbuch des Vatikans die siebtgrößte katholische Ortskirche
überhaupt. Neunzig Prozent der Kolumbianer sind katholisch; der Einsatz für Arme und
Entrechtete ist einer der Schwerpunkte der Arbeit der Kirche.