2008-06-09 12:20:46

Kolumbien: Mehr als 2.500 Gewerkschafter in 20 Jahren getötet


RealAudioMP3 Eine Zahl, die man kaum glauben kann: Über 2.500 Gewerkschafter sind in den letzten zwanzig Jahren in Kolumbien getötet worden. Das macht im Durchschnitt einen Mord alle drei Tage. Nach Amnesty-Angaben geht die Hälfte all dieser Morde auf das Konto von paramilitärischen Gruppen; für die andere Hälfte sollen direkt Sicherheitskräfte und Polizisten verantwortlich sein. Und von diesen über 2.500 Morden sind in nur 76 Fällen auch Täter zur Rechenschaft gezogen worden. Gianni Alioti ist Auslands-Verantwortlicher der italienischen Gewerkschaft CISL; er sagte uns:

„Die Forderungen von Gewerkschaftern in Kolumbien sind im wesentlichen auch keine anderen als die von Gewerkschaftern irgendwo auf der Welt. Das Problem ist eher, dass man in Kolumbien nicht zu akzeptieren scheint, dass irgendjemand sich für die Rechte der Arbeiter einsetzt. Es gibt eine systematische und organisierte Verfolgung einer sozialen Gruppe, der Gewerkschafter nämlich, durch Paramilitärs, und ihre Komplizen haben sie auf höherer Ebene.“

Die Anliegen der Gewerkschafter in Kolumbien treiben auch die dortige Kirche um: Da geht es um einen Arbeitsmarkt, der starkem Druck ausländischer Interessen ausgesetzt ist.

„Die transnationalen Unternehmen sind in Kolumbien im Öl-, Energie- und Lebensmittelsektor aktiv. Ihr Interesse ist es in einigen Fällen, die natürlichen Ressourcen des Landes auszubeuten; in anderer Hinsicht wollen sie auch den Konsum-Markt in Kolumbien dominieren. Dabei profitieren sie von den niedrigen Löhnen und Gehältern sowie von der faktischen Unmöglichkeit der Leute, sich in Gewerkschaften zu organisieren und irgendetwas für eine Verbesserung ihrer Lebensumstände zu tun. Man muss dazu sagen, dass im privaten Sektor, im Handwerk, fast 90 Prozent aller Arbeiter nicht genug verdienen, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Ein Arbeitsmarkt ohne Regeln und ohne jeden Schutz.“

Kolumbiens Kirche ist laut statistischem Jahrbuch des Vatikans die siebtgrößte katholische Ortskirche überhaupt. Neunzig Prozent der Kolumbianer sind katholisch; der Einsatz für Arme und Entrechtete ist einer der Schwerpunkte der Arbeit der Kirche.

(rv 09.06.2008 sk)







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