Vatikan: Vorbehalte gegenüber alternativen Energien
Der Vatikan hat die
Industrieländer zum Überdenken ihrer Bioenergie-Politik aufgerufen. Das „grundlegende
Recht auf Nahrung“ dürfe nicht durch die Produktion von Biokraftstoffen eingeschränkt
werden, erklärte der für entwicklungspolitische Fragen zuständige Rat für Gerechtigkeit
und Frieden am Mittwoch in einer Stellungnahme zum in Rom tagenden UNO-Ernährungsgipfel.
Das Gremium unter Leitung von Kurienkardinal Renato Raffaele Martino forderte die
G8-Staaten auf, bei ihrem nächsten Gipfel in Japan „die Angemessenheit der Bioenergie-Produktion
angesichts der Verknappung von Agrarprodukten“ zu prüfen. Der Vatikan kritisiert
deshalb den derzeitigen Umgang mit der Energie in den reichen Ländern dieser Erde.
Das sagt der Sekretär des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden, Bischof
Giampaolo Crepaldi, gegenüber Radio Vatikan. Die Rohstoffpreise steigen, und vor allem
die Länder der Dritten Welt hätten immer mehr Mühe, ihre Völker zu ernähren, geschweige
denn, ihnen eine gesicherte Zukunft zu garantieren. Am Donnerstag findet der UNO-Umwelttag
statt. Die internationale Gemeinschaft sollte ihn zum Anlass nehmen, um über die künftige
weltweite Energienutzung zu diskutieren. Man müsse aber an keine Utopien glauben,
sondern realistisch bleiben, sagt Crepaldi.
„So wäre es undenkbar, dass
heutzutage allein mit alternativen Energien die Weltwirtschaft existieren könnte.
Ohne genügend Energiezufuhr leiden nämlich vor allem die ärmeren Länder dieser Welt.
Und wenn wir von unterentwickelten Länder reden, dann sprechen wir über Millionen
von Menschen, die arm oder hungrig sind.“
Deshalb komme nicht von ungefähr
die zivile Nutzung der Atomenergie wieder ins Gespräch, wenn es um umweltschonende
Stromerzeugung geht.
„Der Heilige Stuhl hat eine klare Position im Bezug
auf die Atomenergie. So verurteilt die katholische Kirche jegliche militärische Nutzung
der Atomtechnologien. Die Nutzung dieser Stromerzeugung für zivile Zwecke wird hingegen
gutgeheißen - es gibt keinen Grund, dagegen zu sein. Dennoch muss man vorsichtig sein,
denn es kann vorkommen, dass Staaten behaupten, sie würden Atomenergie nur für zivile
Zwecke einsetzen, und wenn man genauer hinschaut, merkt man, dass diese Länder die
Atomtechnik für militärische Ziele verwenden möchten. Die Engländer nennen das Dual-Use.“