2008-06-01 13:08:24

Vatikan prangert Umgang mit Migranten in der EU an


RealAudioMP3 Der Vatikan verurteilt, wie in Europa mit illegalen Flüchtlingen umgegangen wird. Der Sekretär des Päpstlichen Migrantenrats, Erzbischof Agostino Marchetto, äußerte sich uns in einem Interview mit uns im Vorfeld eines vom Vatikan organisierten Flüchtlingskongresses in Nairobi (Kenia). Die Mehrheit der europäischen Ländern verfolgt in Sachen illegaler Flüchtlinge einer sehr harte Linie. Marchetto hingegen:
 
„Ich befinde mich persönlich auf Seiten der Minderheit, die in Brüssel ihre Meinung ausgedrückt hat, nämlich, dass die Bürger eines Drittlandes, wie die Bürger der Union, nicht ihrer persönlichen Freiheit beraubt und in Haft genommen werden dürfen, nur wegen einer verwaltungsmäßigen Zuwiderhandlung.“

Der Kongress findet vom 2. bis 5. Juni in Nairobi statt und steht unter dem Thema „Für eine bessere Migranten- und Flüchtlingspastoral“. Die dort versammelten Delegierten der afrikanischen Bischofskonferenzen wollen den Problemen von Flüchtlingen in Afrika weltweit Gehör verschaffen.
 
„Zum Wohle des afrikanische Kontinentes – der im Allgemeinen vergessen wird, obwohl er großer Hilfe bedarf – und zum Wohle der Migranten, der Binnenflüchtlinge wie auch derjenigen, die ihr Land verlassen. Zum Wohl der Asylsuchenden und der dem Menschenhandel Ausgelieferten, der Kindersoldaten, der Arbeitssklaven und der Staatenlosen.“

Das Sicherheitheitsbedürfnis der Aufnahmestaaten, die Solidarität mit den Flüchtlingen und die Gerechtigkeit sind nicht immer leicht in Einklang zu bringen…
 
„Wenn ich das Zauberwort des Gleichklangs hätte, dieses „et“ „et“, diese spezielle katholische Konjunktion, im Gegensatz zu „entweder“ „oder“, so würde ich es sofort anwenden. In einem Interview kürzlich habe ich die Hoffnung ausgedrückt, dass man in Italien, und natürlich nicht nur hier, ein Gleichgewicht zwischen dem Sicherheitsbedürfnis der Länder und der Gastfreundschaft für Flüchtlinge finden möge. Nun können wir diesen Wunsch erweitern und Solidarität, menschliches Gefühl und Gerechtigkeit hinzufügen. All dies ist Sache der Regierungen, die in einem multilateralen Dialog eine solch komplexe Frage zu lösen versuchen. Das kann heute keiner alleine tun.“

Was tut die Kirche konkret?
 
„Wir als Kirche haben die Aufgabe, die Situation zu analysieren „hic et nunc“ – hier und jetzt. Und zwar in historischer Perspektive, im Licht der menschlichen und göttlichen Werte, die die Kirche in Christus den Menschen seit zweitausend Jahren anbietet, trotz der Fehler und Sünden ihrer Söhne und Töchter. Mit Kraft und Demut weist die Kirche darauf hin, wo das „Gleichgewicht“ fehlt zwischen Sicherheitsbedürfnis, Solidarität, Gerechtigkeit. Wenn wir in der Gastfreundschaft für Flüchtlinge nachlassen, muss gerade die Kirche immer wieder mit Nachdruck auf ihr bestehen.“ (rv)

(rv 01.06.2008 mc)







All the contents on this site are copyrighted ©.