Der Wirbelsturm Nargis
und die Unfähigkeit der Militärregierung, den Opfern angemessene Hilfe zukommen zu
lassen, haben Burma seit Anfang des Monats wieder auf die Titelseiten der Zeitungen
gebracht. Auch im Vatikan ist dieser Tage viel von dem Land die Rede: Denn Burmas
Bischöfe halten sich derzeit zu ihren Ad-Limina-Besuchen in Rom auf. Die große Herausforderung
für Burma ist der Weg zur Demokratie, sagte uns der Weihbischof von Yangon, Justin
Saw Min Thide:
„Die Militärregierung behauptet, sie bereite das Land auf
die Demokratie vor, sie werde Religionsfreiheit schaffen und die Freiheit der Menschen
respektieren. Aber es gibt Schwierigkeiten bei der Umsetzung. Dabei brauchen wir Demokratie
wie nichts anderes - mit allem, was Teil davon ist. Wir hoffen auf eine bessere Zukunft.
Als Christen versuchen wir alles zu tun, um eine bessere Zukunft zu schaffen.“
Welchen
Schaden die Militärregierung dem Land zufügt, zeigt sich nicht zuletzt an ihrer zögernden
Öffnung für internationale Hilfsorganisationen, die nach dem Wirbelsturm bereitstanden,
um die Bevölkerung mit dem Notwendigsten zu versorgen. Noch heute ist die Notlage
akut. Rund 2,5 Millionen Menschen sind laut UN-Angaben im Irrawaddy-Delta von den
verheerenden Folgen des Wirbelsturms betroffen. John Hsane Hgyi ist Bischof von Pathein,
das im Katastrophengebiet liegt.
"Als der Wirbelsturm vorüber war, hat
die katholische Bischofskonferenz sofort gehandelt. Gemeinsam mit Ordensleuten, Katecheten
und Seminaristen haben wir Hilfstrupps organisiert, die in die Katastrophengebiete
gegangen sind und bei der Versorgung Hand angelegt haben. Von meiner Diözese aus haben
wir umgehend Rettungsboote zu den Menschen geschickt und die Helfer mit ein paar
Satellitentelefonen ausgerüstet, damit wenigstens die Kommunikation funktioniert.
Wir haben von Anfang an gehört, dass viele internationale Hilfsgruppen bereit stehen
- aber als Kirche konnten wir nicht so lange warten."
Bis zu 133.000 Todesopfer
sind heute zu beklagen. Obwohl die Hilfsmaßnahmen inzwischen angelaufen sind, seien
immer noch rund 1,8 Millionen Menschen entweder gar nicht oder zu wenig versorgt.
Das berichtete der Diakonie-Katastrophenhelfer Peter Rottach am Mittwoch in Wien.
Rottach war vom 9. bis 21. Mai in Burma, um die Hilfsmaßnahmen der Diakonie zu koordinieren.
„Viele Überlebende haben es wohl geschafft, nach dem Wirbelsturm in Lager zu
ziehen, die die Regierung eingerichtet hatte, oder sich etwa an buddhistische Klöster
oder im Umfeld von Kirchen in Sicherheit zu bringen. die UN-Organisationen gehen aber
davon aus, dass höchstens ein Drittel der Betroffenen bisher Hilfe erhalten haben.
Man muss davon ausgehen, dass in dem Gebiet eine humanitäre Tragödie stattfindet in
einem Ausmaß, das wir uns heute noch gar nicht vorstellen können - weil diese Tragödie
noch immer weitgehend unter Ausschluss der Weltöffentlichkeit stattfindet.“