Kommunionspendung: "Wie die Verteilung von Keksen“ - Provozierende Thesen eines
Weihbischofs
Es ist einigen aufgefallen,
dass Papst Benedikt XVI. beim letzten Fronleichnamsgottesdienst die Kommunion nicht
wie sonst üblich stehend spendete, sondern die Gläubigen knieten beim Empfang des
Altarsakraments. Dies sei mit Blick auf das Festgeheimnis so entschieden worden, sagte
der Päpstliche Zeremonienmeister Guido Marini gegenüber der amerikanischen Agentur
"CNS". In der Tat hatte Benedikt XVI. in seiner Predigt unterstrichen, "wer vor Jesus
niederkniet, kann und darf sich vor keiner irdischen Macht niederwerfen, so stark
sie auch sei.“ Im Vatikan hieß es, derzeit werde nicht diskutiert, das Knien beim
Kommunionempfang verbindlich für Papstmessen vorzuschreiben. Vielleicht ist die
diesjährige liturgische Besonderheit aber ein Anlass über den Sinn des Kniens nachzudenken.
Immer wieder haben Päpste und Bischöfe an den würdigen Empfang der Kommunion erinnert.
Doch die Praxis in den Gemeinden empfinden viele als problematisch. Früher übliche
Formen der Ehrerbietung sind aufgegeben worden, ohne dass neue gefunden worden wären.
Die Folge: Zum Teil der Verlust des Glaubens an die Realpräsenz in der Eucharistie.
Den Finger in die Wunde dieser nachkonziliaren Entwicklung hat ein deutschstämmiger
Weihbischof aus Kasachstan gelegt: Athanasius Schneider von Karaganda. Ein Beitrag
von Pater Max Cappabianca OP
In einem auf italienisch im Vatikan-Verlag erschienen
Buch mit Titel „Dominus est“ plädiert Schneider für eine Wiederbelebung der Mundkommunion
im Knien. Wir haben mit ihm in Augsburg gesprochen, wo er am Kongress „Treffpunkt
Weltkirche“ von Kirche in Not teilgenommen hat. Schneider ist davon überzeugt, dass
immer mehr das Gespür verloren geht für die Erhabenheit des Kommunionempfangs:
„Der
tiefere Grund ist der Verlust des Glaubens an sich an dieses erhabene Sakrament oder
allgemein: Ein Schwund des Glaubens und ein Mangel an Gespür für das Übernatürliche
im christlichen und kirchlichen Leben. Wir sind ja so beschaffen als Menschen, dass
das Innere, das heißt der Glaube, sich in Gesten entsprechend auszudrücken verlangt.
Und die Gesten haben wiederum Auswirkungen auf die innere Haltungen. In dem Sinne,
dass bestimmte Gesten – Anbetungsgesten - haben eine erzieherische Wirkung auf den
Menschen selber und auf die Umgebung haben.“
Was kann man tun? Schneider
sieht Ansatzpunkte in der Glaubensverkündigung im Religionsunterricht und in der
Predigt. Außerdem…
„Man müsste versuchen, die Liturgie der Heiligen Messe
wieder in einer mehr sakraleren Form zu gestalten. Warum nicht, dass man die Kommunionbänke
aufstellt? Erstens hat das zweite vatikanische Konzil mit keinem Wort verlangt, dass
man die Kommunionbänke heraustun soll. Und es gibt dazu auch keine einzige römische
Instruktion. Wenn man zum Beispiel Kommunionbänke wieder einführen würde und den Menschen
wieder die Möglichkeit gibt, die Kommunion im Knien zu empfangen, das wäre auch ein
äußeres Zeichen. Aber es muss zusammengehen mit der Verkündigung. Man sollte auch
nicht unnötige Konflikte provozieren, sondern in kluger Weise das angehen.“
Wenn
man miteinander an der Kommunionbank stehen oder knien würde, würde das auch mehr
den Mahlcharakter zum Ausdruck bringen, so Schneider.
„Man würde Schulter
an Schulter stehen. Das wäre auch viel brüderlicher als im Gänseschritt in Schlangen
heranzutreten wie in einem Laden, wo man Kekse verteilt oder Brötchen in der Cafeteria.
Dann würde auch ein Armer neben einer hochstehenden Person Schulter an Schulter stehen.
Und es wäre viel schöner der Mahlcharakter der Kommunion zum Ausdruck gebracht.“
Viele
zustimmende Zuschriften haben den Weihbischof erreicht, nachdem das Buch veröffentlicht
wurde, wie zum Beispiel die eines Journalisten aus den USA:
„Er ist ein
Konvertit und war in einer protestantischen Gemeinschaft, und diese Gemeinschaft
hatte den Brauch gehabt, beim Abendmahl, wie die Eucharistie dort heißt, sich hinzuknien
und sogar in den Mund zu empfangen. Obwohl – wie er mir geschrieben hat – sie nicht
an die Realpräsenz geglaubt haben. Es war für sie nur ein Symbol. Aber selbst vor
einem Symbol haben sie das Bedürfnis gehabt, sich hinzuknien und nicht mit den Händen
zu kommunizieren. Und dann ist er katholisch geworden, weil er zum Glauben an die
Realpräsenz gekommen ist. Und er sagte daraufhin, nur in der katholischen Kirche ist
die Realpräsenz und ist katholisch geworden. Als er in den USA katholisch geworden
ist, hat man ihm verboten, sich bei der Kommunion hinzuknien. Jetzt schreibt er mir:
Ist das nicht absurd? Als Protestant durfte ich mich vor einem Symbol hinknien, als
Katholik darf ich mich nicht mehr vor der Realpräsenz hinknien.“
Schon
der Titel des Buches ist programmatisch:
„Deswegen habe ich den Titel gegeben
‚Dominus est’. Es geht um den Herrn. Es ist der Herr, derselbe Herr wie in der Auferstehung:
Die Frauen haben ihn gesehen… Was haben sie gemacht? Sie haben sich hingeworfen auf
den Boden und ihm die Füße geküsst. Und der Apostel Thomas zum auferstandenen Herrn:
‚Mein Herr und mein Gott!’ Und die Apostel, als der Herr aufgefahren ist den Himmel,
sind in die Knie gegangen und haben ihn angebetet. Das ist Er, der Herr!“