Katholikentag: Appell zu gesellschaftlichem Einsatz
Mit einem großen Freiluftgottesdienst
ist am Sonntag in Osnabrück der 97. Katholikentag zu Ende gegangen. Der Vorsitzende
der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch von Freiburg, rief zu
mehr Einsatz in der Gesellschaft auf. Trotz Wolken und einzelner Regentropfen nahmen
25.000 Menschen an dem Gottesdienst im Sportstadion auf der Illoshöhe teil. Darunter
waren auch der gastgebende Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode, der Nuntius Jean-Claude
Périsset, und der Münchner Erzbischof Reinhard Marx. Mit Blick auf das Motto des
Katholikentags „Du führst uns hinaus ins Weite“ sagte Zollitsch in seiner Predigt,
Gott befreie die Menschen vom egozentrischen Blick, von der Angst, sich ständig behaupten
zu müssen. Zollitsch rief dazu auf, sich nicht mit den Ungerechtigkeiten in der Welt
abzufinden.
„Du führst uns hinaus ins Weite. Das ist Zuspruch und Anspruch
zugleich. Da ist Gabe und Aufgabe in einem. Nehmen wir die bleibende Zusage und das
Vertrauen, dass Gott uns immer wieder neu aus der Enge in die Weite führen will von
hier, von dem Katholikentag in Osnabrück mit in unser Leben in unsere Familien und
Gemeinden.“
Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken
(ZdK), Hans Joachim Meyer, sprach von guten Tagen, in denen Gemeinschaft erfahrbar
geworden sei.
„Ich denke, dass wir die rechte Mitte gefunden haben zwischen
Selbstbewusstsein und Selbstkritik, zwischen kirchlichen Anliegen und gesellschaftlichen
Anliegen und es ist uns durch das der Zukunft verpflichtete Leitwort viele junge Leute
anzuziehen für die Sache des Katholikentags und darüber hinaus.Osnabrück ist
eine Erfahrung von Ermutigung zur Zukunft von Glaubensstärkung, von Gemeinschaft.“
Vom
Katholikentag gehe ein Signal aus für die ganze Gesellschaft.
„Bei der
Gesellschaft sehe ich die Sorge, wie bringe ich die Freiheit auf der einen Seite und
Gerechtigkeit und Solidarität auf der anderen Seite zusammen im Lande selbst, in Europa
und in der Welt. Da gibt es ja viele Brennpunkte und Probleme, die Menschen auch zornig
machen. Wenn ich daran denke, was in Darfur, im Tibet, in Burma, in Simbabwe geschieht,
das muss uns umtreiben.“
Am Samstag waren 60.000 Menschen bei sonnigem
Wetter beim Katholikentag. Sie nahmen an Diskussionen teil, besuchten Konzerte oder
schlenderten über die Kirchenmeile in der Innenstadt. Stargast war Bundespräsident
Horst Köhler. Geprägt war der Katholikentag vor allem von den jungen Teilnehmern –
für den Bischof des gastgebenden Bistums Franz-Josef Bode ein Hoffnungszeichen:
„Ich bin davon überzeugt, dass wenn junge Leute Kirche so erleben – und auch da haben
mich viele Leute angesprochen, auf den Fronleichnamsgottesdienst, auf die Jugendvesper,
auf den Abend, den wir erlebt haben vor dem großen Konzert, wo eine Schwester ja das
Wort zum Sonnta gesprochen hat vor diesen 20.000 Jugendlichen... Ich kann mir einfach
nicht vorstellen, dass für diese jungen Leute diese Bilder nicht etwas Tragendes sind,
selbst wenn sie viele negative Dinge von Kirche hören. Sie werden doch immer sagen
können: Wir haben Kirche und die Beziehung zu Christus auch anders erlebt. Wichtig
ist jetzt in den Gemeinden, dass dort davon etwas weitergeführt wird, aufgenommen
wird, dass man davon erzählen kann. Man kann ein solches Ereignis nicht einfach festhalten.
Wir Deutschen wollen immer gleich ein Ergebnis, ein Profit unter dem Strich haben.
Aber die innere Verwandlung, wie wir mit den Dingen umgehen, die da vor uns liegen,
die geschieht doch durch solche Ereignisse.“
Das Thema Ökumene war eines
der Schwerpunkte des Katholikentreffens – daran knüpften der Münchner Erzbischof Reinhard
Marx und der bayerische Landesbischof Johannes Friedrich an, als sie am Ende des Gottesdienstes
eine Einladung zum zweiten Ökumenischen Kirchentag vom 12. bis 16. Mai 2010 nach München
aussprachen. Erzbischof Zollitsch zu seinen Erwartungen an das ökumenische Treffen:
„Ich verspreche mit vom ökumenischen Kirchentag in München, dass wir tatsächlich gemeinsam
als katholische und als evangelische Christen Zeugnis nach außen geben in die Gesellschaft
hinein. Dass wir vor allem schauen, wie sind die Werte, von der die Gesellschaft lebt,
wie können wir dazu beitragen, dass die Schere in unserer Gesellschaft nicht weiter
auseinandergeht zwischen Arm und Reich, dass wir neu die Solidarität entdecken und
das Miteinander und zu zeigen: Ja wir Christen haben unserer Gesellschaft unserm Staat
etwas anzubieten, was er aus sich heraus nicht hat, und wir tun das gemeinsam.“