Der Generalsekretär
des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Stefan Vesper, hat zur Halbzeit
des 97. Deutschen Katholikentags in Osnabrück ein vorläufig positives Fazit gezogen.
Es herrsche durchgehend eine „gute Stimmung und Atmosphäre“, sagte er am Freitag vor
Journalisten. Dafür sei aber nicht allein das schöne Wetter ausschlaggebend - die
Besucher zeigten ganz einfach Interesse, Zuversicht, Offenheit und Neugier. Man gewinne
den Eindruck, sie hätten Lust darauf, Eindrücke zu sammeln. Als bisherigen Höhepunkt
bezeichnete Vesper die christlich-jüdische Gemeinschaftsfeier am Donnerstagabend.
An ihr hatten der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Freiburger Erzbischof
Robert Zollitsch, und der Augsburger Rabbiner Henry G. Brandt teilgenommen. Die liturgische
Feier, der anschließende Empfang und vor allem die Geste der Umarmung beider Protagonisten
seien für die christlich-jüdischen Beziehungen von großer Bedeutung. Es müssten nun
alle gemeinschaftsbildenden Wege weiter beschritten werden. Im Vorfeld des Katholikentags
hatte es Absagen jüdischer Vertreter gegeben. Grund war die umstrittene Karfreitagsfürbitte,
die Papst Benedikt XVI. für die Feier des außerordentlichen lateinischen Ritus neu
formuliert hatte. Der ZdK-Generalsekretär hob außerdem die Anwesenheit der politischen
Prominenz auf dem Katholikentag hervor. Der Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel
(CDU), dem SPD-Parteivorsitzenden Kurt Beck und vielen anderen sei keine einseitige
Begegnung, bei der das Volk die Politiker treffe. Vielmehr treffe hier die Politik
das Volk und erlebe engagierte Christen. Pater Eberhard von Gemmingen ist für Radio
Vatikan vor Ort und berichtete Freitag Mittag: „Es sind ein bisschen mehr sozialpolitische
Themen (Familie, Abtreibung, Gerechtigkeit, Klima usw.) und weniger theologische.
Es gibt zwei Grundthemenblöcke: Das Thema Ökumene und wie man Kirche und Glaube lebt,
und als zweites die sozialpolitischen Foren. Gestern war ja auch Frau Merkel hier,
das war ein großer Auflauf; sie hat viel Applaus bekommen. Die sozialen Fragen sind
heißer. Aber man darf nie vergessen, der Tag beginnt immer mit sehr vielen Gottesdiensten,
Bibelarbeiten, und er klingt aus mit frommen Veranstaltungen am Abend. Ich habe gestern
Abend bei einem Taizégebet mitgemacht – das war eine wunderbare Stimmung! Es ist also
nicht nur sozialpolitisch, sondern morgens und abends ist es ganz fromm, das sag’
ich extra den Gläubigen, die meinen, der Katholikentag sei nur eine politische Veranstaltung,
nein: Es ist auch sehr viel Spirituelles hier. Tagsüber wird hier viel gestritten
über Gerechtigkeit, über Familien usw.“ Einer der Schwerpunkte des Katholikentags
ist das Thema „Umwelt“. Das Treffen soll klimaneutral bleiben. Die Emissionen von
rund 4.000 Tonnen Kohlendioxid sollen mit Hilfe eines indischen Entwicklungsprojekts
ausgeglichen werden, das aus dem Abfallprodukt Reishülsen Energie gewinnt. (pm/rv
23.05.2008 bp/mc)