Die staatlichen Autoritäten haben Angst vor dem Weltgebetstag für die katholische
Kirche in China. Das schreibt Kardinal Joseph Zen von Hong Kong in einer Analyse für
die Nachrichtenagentur Asianews. „Die Behörden behindern nicht nur die Wallfahrten,
sondern haben vielen Seelsorgern aufgetragen, im Monat Mai jede pastorale Aktivität
zu unterlassen, als ob in diesem Monat die Revolution stattfinden würde“, so Kardinal
Zen. Keine chinesische Diözese darf im Marienmonat Mai und speziell am 24. Mai, dem
von Papst Benedikt ausgerufenen Weltgebetstag für China, Pilger nach Sheshan schicken.
Die Angst der chinesischen Behörden sei „ein negatives Element“, das den Gesten der
Freundschaft und der Annäherung der vergangenen Monate entgegenstehe, beispielsweise
dem jüngsten Konzert des Philharmonischen Orchesters von China im Vatikan. Zen verortet
das widersprüchliche Vorgehen in zwei verschiedenen Gruppen: „Die positiven Zeichen
kommen von den Spitzen, die negativen von den mittleren Hierarchieebenen. Letztere
fürchten eine Normalisierung der Beziehungen zwischen China und Vatikan, weil sie
Angst haben, die erworbenen Privilegien zu verlieren“, schreibt der Kardinal. Er glaubt
teils auch an ein Missverständnis. Vielleicht dächten die Parteifunktionäre an einen
„wahrhaftigen Krieg“, wo die Kirche von einem „Sieg des Herrn“ spreche. In Wirklichkeit
handle es sich bei den Anliegen der Katholiken um eine spirituelle Revolution, die
niemandem schade, sondern allen nutze. Trotz aller Hemmnisse zahle es sich aber aus,
optimistisch zu bleiben, so Zen. Nach der Naturkatastrophe in Sichuan habe China sich
offen und transparent gezeigt und internationalen Helfern die Türen geöffnet. Das
sei ein guter Anfang. (asianews 23.05.2008 gs)