2008-05-22 15:21:24

China: Weltgebetstag für die Kirche in China


RealAudioMP3 Am kommenden Samstag findet der erste Weltgebetstag für die Kirche in China statt. Der Vatikan hat bereits vergangene Woche den entsprechenden Gebetstext veröffentlicht. Das Gebet richtet sich an Unsere Liebe Frau von Sheshan, die in Shanghai verehrt wird. Gudrun Sailer sprach mit der Sinologin Katharina Wenzel-Teuber vom China-Zentrum in St. Augustin und fragte sie zunächst, wie das Regime in Peking diesem Weltgebetstag für die chinesischen Katholiken gegenübersteht.

„Peking hat sich nicht direkt dazu geäußert, aber eine indirekte Reaktion sind sicher die massiven Einschränkungen der Wallfahrt zum Shershan in diesem Jahr. In den vergangenen Jahren sind im Marienmonat Mai immer mehrere Zehntausend Gläubige dorthin gepilgert. Dieses Jahr haben die Behörden massive Einschränkungen verhängt. Auf dem ganzen Berg sind Überwachungskameras installiert, es sind rund 200 Polizisten im Einsatz. Die Behörden haben auch Priester und Bischöfe in den umliegenden Regionen dazu aufgerufen, Wallfahrten zum Shershan im Mai zu meiden. Die massiven Einschränkungen sind eine indirekte Antwort auf den Gebetstag. Ich denke aber, dass die Katholiken in China sich nicht davon abhalten lassen werden, in der einen oder anderen Form den Gebetstag zu begehen.“

Welche Bedeutung hat gerade die Muttergottes von Sheshan für Chinas Katholiken?

„Der Heilige Vater spricht im letzten Abschnitt des Gebets, das er formuliert hat, auch eine bestimmte Statue der Muttergottes an. Diese befindet sich auf der Kirchturmspitze der Marienbasilika in Sheshan. Es handelt sich um eine Muttergottes-Statue, die das Jesuskind in die Höhe hebt und dabei Richtung Chinas Festland schaut. Mit einer besonderen Geste des Jesuskindes möchte er das ganze Land segnen. Diese Statue wurde in der Kulturrevolution zerstört. Erst im Jahr 2000 wurde sie durch Spenden vieler chinesischer Katholiken auf dem Kirchturm wieder errichtet. Deshalb hat diese Statue eine besondere Bedeutung für sie.“

Papst Benedikt XVI. hatte diesen Gebetstag in seinem Brief an die chinesischen Katholiken von Pfingsten 2007 angeregt. Zunächst: ist es nicht reichlich ungewöhnlich, für eine Ortskirche einen eigenen jährlichen Gebetstag auszurufen?

„Aber die Umstände in China sind eben auch ungewöhnlich. Es gibt in China eine kleine, aber sehr lebendige und wachsende Kirche in einem sehr großen und traditionsreichen Land. Doch diese katholische Kirche ist weiterhin dem Staat und dessen Religionspolitik unterworfen. Vor allem die chinesischen Bischöfe können keinen direkten Kontakt zu Rom haben. Ein Teil der Katholiken praktiziert den Glauben im Untergrund. Es gibt wichtige Anliegen, um die man beten muss. Eines dieser Anliegen ist, dass die Einheit der chinesischen Kirche innerhalb der Gemeinschaft und auch mit der Weltkirche gestärkt wird.“

 
Im Rückblick: Was hat der Brief Papst Benedikts an Chinas Katholiken im Jahr seit seinem Erscheinen für Früchte getragen?

„Der Brief wurde von den Katholiken in China intensiv diskutiert, und einige Klarstellungen, die der Brief gebracht hat, wurden sehr begrüßt. Beide Seiten – offizielle und Untergrundkirche – versuchen aufeinander zuzugehen, aber Führer im Untergrund haben auch deutlich gemacht, dass dieser Prozess Zeit braucht. Das ist insbesondere für die Untergrundkriche schwierig. Da gibt es viele Wunden, die heilen müssen. Positiv war sicher, dass die fünf Bischofsweihen, die seit der Veröffentlichung des Briefes stattgefunden haben, alle mit der Genehmigung des Papstes stattfanden. Und man sollte nicht vergessen, dass der Brief zwar auch Fragen der Einheit der Kirche und das Verhältnis von Staat und Kirche anspricht, aber auch viele andere Fragen. Einer der letzten Punkte, da geht es um den Auftrag der Missionierung – und das ist ein Bereich, wo sich in der chinesischen Kirche ganz viel tut. Sie ist sehr wach, wenn es darum geht, das Wort Gottes weiterzutragen. Und das hat sich zuletzt zu Ostern dieses Jahres gezeigt, wo eine sehr große Zahl, nämlich über 13.000, Ostertaufen allein im Bereich der offiziellen Kirche zu verzeichnen waren.“

Papst Benedikt hat in seinem Schreiben indirekt klar gestellt, die Kirche werde sich nicht in die inneren Angelegenheiten Chinas einmischen. Hat diese Zusicherung die Gemüter in China beruhigt, ist diese Botschaft angekommen?

„Was der Vatikan immer wieder versucht klarzumachen, ist dass es ihm nicht um eine politische Einflussnahme in China geht, sondern um die seelsorglichen Fragen in China und die innerkirchlichen Verbindungen. Das Dilemma ist eben, dass die chinesische Regierung genau das als Einmischung in innere Angelegenheiten versteht, nämlich die Frage der Bischofsernennungen. Ich denke, in diesem Punkt wird der Vatikan nicht davon abrücken, dass es seine Sache ist, Bischöfe zu ernennen. Man weiß, dass die Gespräche weiter laufen, aber was sich da bewegt, ist schwer zu sagen. Es gibt immer wieder Zeichen in beide Richtungen. So hat im März diesen Jahres der Chef der Religionsbehörde in China den Vatikan einer Doppelstrategie bezichtig. Andererseits war Anfang Mai das China Symphony Orchestra im Vatikan, und über das Konzert ist in den chinesischen Medien breit berichtet worden und es wurde auch sehr begrüßt. Es gibt Zeichen in beide Richtungen, aber keine Anzeichen für einen wirklichen Durchbruch.“

(rv 22.05.2008 gs)







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