2008-05-21 11:09:46

Libanon: Durchbruch in Doha


Es ist ein Durchbruch: Die anderthalbjährige schwere Staatskrise im Libanon ist offenbar beigelegt. Bei ihren Gesprächen in der Hauptstadt von Katar, Doha, einigten sich die streitenden Parteien des Libanon in den letzten Stunden auf ein Abkommen. Erst letzte Woche hatten blutige Zusammenstöße von Hisbollah und regierungsfreundlichen Gruppen ca. 70 Todesopfer gefordert.

Kernpunkt der Einigung von Doha ist die Wahl eines neuen Staatspräsidenten, die seit November blockiert war. Sie soll am Sonntag durchgeführt werden. Voraussichtlicher Staatschef ist Michel Suleiman, christlicher Maronit und bislang Armeechef. Außerdem sieht das Abkommen eine Regierung der nationalen Einheit vor – das bedeutet unter dem Strich eine Rückkehr der Hisbollah von der militärischen in die politische Arena. Dazu passt, dass der Text jeden Griff zu den Waffen aus politischen Gründen verbietet. Das Protest-Camp der Hisbollah, das seit Monaten das Stadtzentrum von Beirut prägt, soll noch an diesem Mittwoch abgeräumt werden. Syrien, das offenbar zusammen mit Iran hinter der Hisbollah steht, hat die Einigung von Doha begrüßt und vermutlich hinter den Kulissen Druck auf die Hisbollah ausgeübt, um sie zur Zustimmung zu bringen.

Das Abkommen von Doha nach fünf Tagen der Verhandlungen hat das Zeug, einen neuen Bürgerkrieg im Zedernstaat zu verhindern. Es erinnert an das Abkommen von Taif, das 1990 einen fünfzehnjährigen Bürgerkrieg beendete. Papst Benedikt hatte in den letzten Wochen immer wieder vor einem neuen Waffengang im Libanon gewarnt. Aus christlicher Sicht ist der Libanon eine Art Modell für das friedliche Zusammenleben vieler religiöser Gruppen im Nahen Osten. Das System des Libanons ist aber heftigem Druck von innen und außen ausgesetzt. Von außen, weil die Teilhabe der religiös-ethnischen Gruppen an der Macht immer neu ausbalanciert werden muss. Und von außen, weil Länder wie Syrien und Iran, aber auch Frankreich oder die USA den Libanesen immer wieder dreinreden. Eine der geachtetsten Stimmen im Libanon ist die des maronitischen Patriarchen, Kardinal Nasrallah Sfeir.

(rv 21.05.2008 sk)







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