2008-05-20 13:09:11

Großbritannien: „Frankenstein-Wissenschaft“ geht zu weit


RealAudioMP3 Großbritannien hat den Weg frei gemacht für die Forschung, die menschliche Embryonen und Eizellen von Tieren kombiniert: Das britische Unterhaus wies mit klarer Mehrheit am Montagabend einen Antrag ab, der die Erzeugung von so genannten Hybrid-Embryonen stoppen wollte. Für die Ausweitung der Embryonenforschung machten sich Premierminister Gordon Brown und Oppositionsführer David Cameron stark. Der Entscheidung war eine kontroverse Debatte vorausgegangen. Vor allem katholische Bischöfe und Politiker der Konservativen wandten sich gegen eine weitere Liberalisierung der Stammzellforschung. Kritiker sprechen von einer „Frankenstein-Wissenschaft“ und fürchten die Schaffung einer „Chimäre“.
Auch für den deutschen katholischen Moraltheologen Johannes Reiter handelt es sich um ein gefährliches Zeichen für die Zukunft.

„Ich sehe vor allem eine zweifache Grenzüberschreitung: Einmal wird die Grenze der Natur überschritten. Denn die Natur sieht eine solche Mischung von Tieren und Menschen nicht vor. Zum anderen wird die Grenze der Menschenwürde überschritten, indem man ein Hybrid-Wesen bildet. Das bedeutet, dass zum einen der Mensch als solcher instrumentalisiert wird. Zum anderen wird der Mensch als Gattung übergangen, indem eben ein Mensch-Tier-Wesen erzeugt wird.“

Britischen Forschern war es Anfang April erstmals gelungen, Chimären-Embryonen aus menschlichem Erbgut und Eizellen von Kühen zu erzeugen. Die zuständige britische Aufsichtsbehörde hatte bereits im September 2007 eine grundsätzliche Zustimmung erteilt und Forschern Sondergenehmigungen für Experimente ausgestellt. Reiter hält das für fatal:

„Der Staat ist nämlich aufgerufen, bestimmte Grenzen zu setzen. Dann kann man durchaus diskutieren, wo die Grenzen verlaufen sollen. Diese Grenze hängt auch mit dem jeweiligen Menschenbild zusammen, das in anderen Kulturen durchaus ein anderes ist als unser westeuropäisches. Doch unser Menschenbild müsste doch zumindest mit dem vom Vereinigten Königreich übereinstimmen!“

Großbritannien festigte mit der Entscheidung seinen Ruf als europäisches Land mit der „liberalsten“ Haltung in der Embryonal- und Stammzellenforschung. In den deutschsprachigen Ländern, Italien oder Frankreich ist Forschern die Schaffung menschlich-tierischer Embryonen verboten. Dazu hat auch die Kirche einen wichtigen Beitrag geleistet, sagt Johannes Reiter.

„An die Kompetenz der Kirche erinnert in diesen Fragen die Tatsache, dass sie mitsprechen darf – ja sogar mitsprechen muss. Denn die katholische Kirche hat das Weltgeschehen durch ihre 2000-jährige Geschichte mitgeprägt. Für die Kirche steht das menschliche Leben unter dem Segen und dem Schutz Gottes. Die Kirche vermittelt auch Lebenssinn über diese Lebenszeit hinaus.“

(rv/afp 20.05.2008 mg)








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