Die Bischöfe der serbisch-orthodoxen Kirche haben den schwerkranken Patriarchen Pawle
I. gegen seinen Willen entmachtet und selbst die Führung der Religionsgemeinschaft
übernommen. Der Heilige Synod habe ab sofort alle Aufgaben des 93-jährigen Geistlichen
übernommen, teilte die Kirche am Wochenende mit. Im Oktober werde ein neues Kirchenoberhaupt
gewählt, sollte Pawle weiter krank sein, berichteten Zeitungen in Belgrad. Zuvor hatte
der seit fast 18 Jahren im Amt befindliche Patriarch, der sich seit sechs Monaten
in einer Klinik behandeln lässt, Berichten zufolge jeden Rückzug verweigert. Er sei
auf Lebenszeit gewählt, habe Pawle den Abgesandten der Bischöfe am Krankenbett erklärt.
Nach einer mehrtägigen Blockade wegen der ungeklärten Frage der Kirchenführung habe
das Kirchenparlament seine Arbeit aufgenommen, hieß es in der Erklärung des Synod.
Nachdem sich die beiden Lager der dogmatischen und der gemäßigten Bischöfe lange nicht
auf einen Vorsitzenden hatte einigen können, werde zunächst Bischof Amfilohije aus
Montenegro dieses höchste Gremium der serbischen Orthodoxie leiten, hieß es. Amfilohije
gilt als Anführer der Dogmatiker und als einer der aussichtsreichsten Anwärter auf
die Nachfolge Patriarch Pawles. (FAZ 19.05.2008 gs)