2008-05-14 12:51:05

D: Gesine Schwan und die Seelsorger


RealAudioMP3 Gesine Schwan macht in den deutschen Medien im Moment wieder Schlagzeilen: Die SPD denkt über eine erneute Kandidatur der Professorin für das Amt des Bundespräsidenten nach. Falls sie gewählt würde, wäre sie erst das zweite katholische Staatsoberhaupt im Deutschland der Nachkriegszeit. Aldo Parmeggiani fragte Gesine Schwan, ob sie kandidieren wird - und bekam folgende Antwort:

(lacht)“Wissen Sie, ich glaube, Sie haben Verständnis dafür, dass das eine Frage ist, über die ich mich jetzt nicht äußere.“

Dafür erzählte sie Radio Vatikan, wie ihr Glaube durch den frühen Tod ihres Mannes auf eine harte Probe gestellt wurde. Schwan sprach damals mit zwei Geistlichen, doch kurz darauf begann sie eine Psychoanalyse.

“Ich habe daraufhin eindringliche Gespräche mit zwei Geistlichen geführt, die mir helfen sollten, aus einem Dilemma, das ich als ein moralisches Dilemma empfand, herauszukommen. Aber ich bin aus dieser Depression trotzdem nicht heraugekommen und habe deswegen eine Psychoanalyse begonnen, auch weil ich mit der zwar nach außen beherrschten, aber innen spürbaren tiefen Traurigkeit meine Kinder nicht belasten wollte. Jetzt wird man vielleicht von der katholischen Kirche her sagen: Diese langen Gespräche mit den Geistlichen haben dir nicht geholfen, deswegen hast du dich in eine weltliche Analyse begeben. Ja, aber meine Antwort ist darauf: Auch das ist sozusagen ein Stück der Schöpfung Gottes, und wenn man auf diese Weise Klarheit über sich selbst erlangt, wenn man merkt, dass das, was man als moralisches Dilemma angesehen hat, kein moralisches Dilemma war, sondern eine ganz anders gelagerte Ungeklärtheit der inneren seelischen Konstellation, dann fühlt man sich befreit. Ich glaube, dass hier auch die katholische Kirche - und das geschieht ja auch - durchaus offen sein soll: dass zuweilen geradezu ärztliche, seelenärztliche Mittel wichtig sind, um einen Menschen, der zwar glaubt, aber dann doch in sehr große Zweifel gerät und große Verzweiflung, daraus wieder zu befreien.“


Die Präsidentin der Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) war schon 2004 Bewerberin um das Amt des Bundespräsidenten. Unser vollständiges Interview mit Gesine Schwan hören Sie am Sonntagabend in der Sendung „Aktenzeichen“.
(rv 14.05.2008 mg)







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