Das Umfeld des Papstes
ist besorgt über die Belastungen, denen Immigranten ausgesetzt sind. Die harten Lebens-
und Arbeitsbedingungen machten es ihnen in der Regel fast unmöglich, ihre Ehe bzw.
ihr Familienleben noch irgendwie am Leben zu erhalten, erklärte Erzbischof Agostino
Marchetto vor der an diesem Dienstag beginnenden Vollversammlung des Päpstlichen Migrantenrats.
Der Sekretär dieser Vatikanbehörde sieht seine Klientel unter fast unmenschlichem
Druck:
„Im Allgemeinen bedeutet dies vor allem die Trennung der Familienmitglieder,
wenn nicht die ganze Familie das Ursprungsland gemeinsam verlässt. Aber auch wenn
die gesamte Familie gemeinsam aufbricht, entstehen Notlagen. Gerade die Schwierigkeiten,
welche die Mitglieder der Familie im Ankunftsland erfahren und erleben, sind dann
oft Grund für das Auseinanderfallen. Auch diejenigen, die im Tourismus oder auf den
Schiffen arbeiten, fühlen die Trennung von den Familien, auch wenn es sich um eine
zeitweise und nicht dauerhafte handelt. Wer in den Flughäfen arbeitet hat hingegen
lange und nicht regelmäßige Arbeitszeit, was sich auch auf das Familienleben auswirkt.”
„Lange
Trennungen”, so der Vatikan-Mann, könnten „Grund zur Untreue der Ehepartner werden”.
„So verliert auch der abwesende Elternteil Autorität gegenüber den Kindern
(und vielleicht auch ihre Liebe und Anhänglichkeit). Wer bei ihnen bleibt, ist gezwungen,
die Rolle beider Elternteile zu übernehmen, aber die Kinder vermissen die Person des
ausgewanderten Elternteiles. Sie erleben im fremden Land den Unterschied zwischen
der Kultur der Eltern und der Kultur des Landes, in dem sie leben, im Sinne einer
doppelten, auseinanderspreizenden Zugehörigkeit.”
Migranten und Familie
- mit diesem Problemfeld will sich der Päpstliche Migrantenrat bis Donnerstag bei
seiner Vollversammlung beschäftigen. 26 Ratsmitglieder und 14 Experten sind als Berater
dazu geladen. Erzbischof Marchetto setzt auf verstärkte Seelsorge an Menschen unterwegs.
Von der Idee, dass man das Christentum doch etwas modifizieren könnte, um den Menschen
heute ihr Leben zu erleichtern, hält er nichts.
„Es ist nicht immer leicht,
das zu befolgen, was die Kirche lehrt, denn sie folgt nicht der Mode der Gesellschaft
,benutze und wirf weg'. Die Kirche versucht die Menschen zu leiten, den Plan der Liebe
Gottes anzunehmen, und sich nicht einen Gott zu schaffen nach persönlichem Wunsch.
Deshalb kann die Kirche keine Kompromisse schließen, um einen leichten Weg aufzuzeigen,
der nicht so ist, wie Gott ihn für seine Geschöpfe, für seine Kinder, vorgesehen hat.
Wenn sie das nämlich tun würde, würde sie die Menschen ins Unglück stoßen. Sie zieht
es also vor, keinen zu täuschen…”