Am 22. Mai vor dreißig
Jahren wurde in Italien die Abtreibung liberalisiert – und bis heute ist die gesellschaftliche
Debatte über den entsprechenden Paragraphen 194 nicht abgerissen. An das Datum erinnerte
an diesem Montag auch Papst Benedikt, als er das italienische „Movimento per la vita“,
die nationale Bewegung für das Leben, im Vatikan empfing. Sie will in den nächsten
Tagen und Wochen mit einer Vielzahl von Veranstaltungen die Italiener für das Thema
Lebensschutz sensibilisieren. In seiner Ansprache meinte der Papst:
„Wenn
man die letzten drei Jahrzehnte überschaut und dann sieht, wo wir jetzt stehen, dann
kommt man nicht um die Feststellung herum: Es ist heute praktisch schwieriger geworden,
das menschliche Leben zu verteidigen, weil eine Mentalität entstanden ist, die seinen
Wert allmählich herabstuft und ihn dem Urteil des Einzelnen anheim stellt. Daraus
ist ein schwindender Respekt für die menschliche Person entstanden – für einen Wert
also, der die Basis allen zivilen Zusammenlebens ist, ganz unabhängig vom religiösen
Bekenntnis des Einzelnen.
Natürlich sind die Gründe, die zu einer schmerzlichen
Entscheidung wie der Abtreibung führen, vielfältig und komplex. Die Kirche erfüllt
den Auftrag ihres Herrn, wenn sie unermüdlich wiederholt, dass der heilige Wert jeder
menschlichen Existenz seine Wurzeln im Plan des Schöpfers hat. Auf der anderen Seite
ermutigt sie jede Initiative, die Frauen und Familien hilft, um Bedingungen zu schaffen,
die für die Aufnahme des Lebens günstig sind, und um die Einrichtung der Familie zu
schützen, die auf der Ehe zwischen Mann und Frau ruht. Dass Schwangerschaftsunterbrechungen
(legal) erlaubt wurden, hat nicht nur die Probleme, unter denen viele Frauen und Familien
leiden, nicht gelöst – es hat auch unseren ohnehin schon gebeutelten Gesellschaften
eine neue Wunde zugefügt.“
Es gebe, so Papst Benedikt, auch heutzutage
immer noch viele Probleme, die es jungen Leuten schwer oder sogar unmöglich machen,
zu heiraten und eine Familie zu gründen:
„Kein sicherer Arbeitsplatz, Gesetze,
die Schwangerschaft nicht wirklich schützen, fehlende finanzielle Hilfen für Kinder
– das sind einige Hindernisse, die den Wunsch nach fruchtbarer Liebe zu ersticken
scheinen und immer mehr Misstrauen zur Zukunft schüren. Darum muss der Schutz des
Lebens und die prioritäre Aufmerksamkeit für die Familie neu ins Zentrum gerückt werden...
Es muss konkret bezeugt werden, dass der Respekt vor dem Leben die erste Gerechtigkeit
ist, die es herzustellen gilt.“
Ausdrücklich ermunterte der Papst die Lebensschützer,
sich auch in der Politik als Lobby für das Leben zu engagieren.
„Der Einsatz
für die Menschenrechte bleibt die effizienteste Strategie... Darum ist euer Einsatz
im politischen Raum, um dem Wort „Menschenwürde“ die volle Anerkennung zu sichern,
nur zu begrüßen. Mit eurer Initiative im Petitions-Ausschuss des Europa-Parlaments
bekräftigt ihr (u.a.) die fundamentalen Werte des Rechtes auf Leben von der Empfängnis
an und die Rechte der Familie, die auf der Ehe von Mann und Frau beruht... Das zeigt
ein weiteres Mal, wie solide euer Engagement ist und wie es im Einklang mit dem Lehramt
der Kirche steht, die diese Werte immer als nicht-verhandelbar proklamiert und verteidigt.“