Deutschland: Die katholische Universität Eichstätt muss neuen Präsidenten suchen
Der Eichstätter Bischof
Gregor Maria Hanke wird Ulrich Hemel nicht zum Präsidenten der Katholischen Universität
Eichstätt-Ingolstadt machen. Hanke habe sich „nach gründlicher und sorgfältiger Prüfung”
gegen eine Ernennung des ihm vorgeschlagenen Kandidaten entschieden, gab Bischofsvikar
Bernd Dennemark am Donnerstag bekannt. Ein Hintergrundbericht von Pater Max Cappabianca
mit Material von Radio K1.
Der Fall hatte in Deutschland für Aufsehen gesorgt.
Greift dort ein Bischof in die notwendige akademische Freiheit einer Universität ein?
Oder wurde verhindert, dass ein Kandidat eingesetzt wurde, der nicht „katholischen“
Kriterien entspricht? Offenbar trifft weder das eine noch das andere zu. Vielmehr
geht es um die strategische Ausrichtung der einzigen katholischen Universität in Deutschland.
Bischofsvikar Bernd Dennemark gegenüber der Presse am Donnerstag: „Bischof
Hanke teilte Herrn Prof. Hemel persönlich einige Gründe für die Nichternennung mit.
Diese hängen weder mit einem nicht erteilten nihil obstat aus Rom zusammen, noch haben
sie mit der Lebensführung von Professor Hemel zu tun. Es habe sich vielmehr nicht
das notwendige und für eine Stiftungsuniversität erforderliche wechselseitige Vertrauen
entwickeln können, das die gewünschte Weichenstellung und Ausrichtung der Hochschule
auf zukunftsweisende Perspektiven hin gewährleistet.” Der 51-jährige Wissenschaftler
ist in dritter Ehe verheiratet; seine ersten beiden Ehen sind allerdings kirchenrechtlich
irrelevant. Der Hochschulrat von Deutschlands einziger katholischer Universität hatte
den habilitierten Religionspädagogen am 30. Januar mit zwölf zu vier Stimmen zum neuen
Hochschulpräsidenten gewählt. Der Bischof war in die Kandidatenfindung allerdings
offenbar nicht involviert. Für die Bestellung eines Präsidenten wird nun ein neues
Verfahren eröffnet. In das soll nun auch der Bischof von Anfang an stärker einbezogen
werden. „Für die Zukunft der Universität ist diese Personalentscheidung so richtungweisend,
dass sie zügig, aber nicht unter Zeitdruck gefällt werden darf. Dazu wird sich Bischof
Hanke kurzfristig mit dem Hochschulrat und Vertretern der Hochschulleitung beraten.“ Erst
vor zwei Wochen hatte der Münchner Erzbischof Reinhard Marx in einem Grußwort für
den scheidenden Rektor Wimmer betont „Wir, die bayerischen Bischöfe, stehen zu unserer
Katholischen Universität. Wir wissen, was wir an ihr haben und wollen mit dieser Universität
in die Zukunft gehen.“ Schwierigkeiten und Unsicherheiten, die es immer wieder geben
kann, hielten die Bischöfe nicht davon ab, sondern seien eher Ansporn, mit allen Beteiligten
in eine gute Zukunft zu gehen. Prof. Stefan Schieren ist der Vizepräsident der
Uni und derzeit mit der Leitung betraut. „Meine persönliche Reaktion ist die,
dass wir in einer schwierigen Situation sind und dass ich in dieser schwierigen Situation
versuche, die Hochschule im Einvernehmen mit den Gremien und dem Träger durch diese
schwierige Situation zu bringen in der Hoffnung, aber auch in der sicheren Erwartung,
dass uns das gelingen wird. Die Entscheidung des Bischofs habe ihn allerdings
nicht überrascht. „Dazu haben sich die Anzeichen entwickelt. Es war schon ungewöhnlich,
dass die Entscheidung so auf sich hat warten lassen, dass die so ausgefallen ist.
Definitiv habe ich davon erfahren, nachdem der Bischof, dem es obliegt, die Entscheidung
erst dem Kandidaten mitzuteilen, mit ihm gesprochen hat.“ Nun ist spannend,
wer neuer Hochschulrektor wird. Schon Papst Benedikt XVI. hatte in seiner Ansprache
an die deutschen Bischöfe zu ihrem Ad-Limina-Besuch die Bedeutung der Universität
Eichstätt und die Notwendigkeit ihrer Profilierung betont. Vielleicht ist man jetzt
diesem Wunsch des Papstes einen Schritt näher gekommen…