Das Welternährungsprogramm
der Vereinten Nationen (WFP) hat seine Hilfsflüge für die Opfer der Wirbelsturmkatastrophe
in Burma an diesem Freitag ausgesetzt. Es begründete die Entscheidung mit den „inakzeptablen“
Beschränkungen der Militärjunta für die Hilfslieferungen. Zuvor hatte Medienberichten
zufolge die Regierung zwei Lieferungen festgehalten. Die Vereinten Nationen gehen
von mindestens 1,5 Millionen Hilfsbedürftigen in Folge der Naturkatastrophe aus. Nach
offiziellen Angaben kamen knapp 23.000 Menschen in Burma durch den Zyklon Nargis ums
Leben. Experten befürchten jedoch bis zu 100.000 Tote. Die derzeit bekannten Zahlen
seiten nur die Spitze des Eisbergs, sagt Paul Risley vom Welternährungsprogramm der
UNO gegenüber Radio Vatikan: „Wir sind jetzt sozusagen am kritischen Punkt,
wenn wir noch Menschen helfen oder Menschenleben retten wollen. Es ist dringend notwendig,
das Hilfsdienste jetzt vor allem im Delta Zugang bekommen. Jede Stunde, jeder Tag
ist in dieser Situation entscheidend.“ 20 Tonnen Reis und 4 Tonnen nahrungsergänzende
Lebensmittel verteilte das Welternährungsprogramm bereits in der Region Laputo, doch
bislang könne nur ein kleiner Teil der überschwemmten und von Epidemien bedrohten
Gebiete versorgt werden. Das abgeschottete, von Militärs regierte Land sperrt sich
seit Tagen, ausländische Hilfe für die Opfer der Sturmkatastrophe anzunehmen. Burma
sei nicht bereit, Erkundungsteams, Hilfskräfte und Journalisten aus dem Ausland zu
empfangen, sagte Außenminister Nyan Win. Materielle Hilfe ja, Experten und Hilfspersonal
im Land nein. Paul Risley, Asienexperte beim Welternährungsprogramm: „In einer
Situation wie dieser bräuchte jedes Land der Welt Hilfe von Außen, nicht nur ein Land
wie Burma. Es braucht Experten, die wissen wie Nahrungsmittel und andere humanitäre
Hilfsleistungen schnell und effizient in die extrem schwer zugänglichen Gebiete gebracht
werden können. Das bedeutet auch, Brücken reparieren oder Boote einsetzen, um besseren
Zugang zu bekommen. Für solche Dinge brauchen wir Beobachtern mit besonderem Fachwissen.“ Weltweit
rufen die Hilfswerke indes zu Spenden auf. Auch die Caritas in Wien startete am Freitag
die Hilfsaktion „Wir helfen Burma!". „Die Menschen brauchen dringend unsere Hilfe",
so der Wiener Caritasdirektor Michael Landau: „Mit nur 25 Euro können wir ein Überlebenshilfepaket
für eine fünfköpfige Familie für eine Woche schnüren - mit zwölf Kilo Reis und einem
Liter Öl. Bitte helfen Sie uns helfen!" Der Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph
Schönborn, bittet um die Hilfe der österreichischen Bevölkerung. In einem gemeinsamen
Brief mit Caritasdirektor Landau ruft er die Pfarren der Erzdiözese Wien auf, am kommenden
Sonntag auch für die Menschen in Burma zu sammeln. „Wir appellieren an die burmesische
Regierung, internationale Hilfe zuzulassen. Für die Betroffenen geht es ums Überleben",
so Schönborn. Landau ergänzte, am Wichtigsten seien jetzt sauberes Wasser und Nahrung
für die Betroffenen. Trotz der verheerenden Folgen des Wirbelsturms will die Militärjunta
das für Samstag vorgesehene Referendum zur Verfassung in den meisten Landesteilen
wie geplant abhalten. Die offizielle Zeitung „New Light of Myanmar“ rief alle Wähler
auf, sich an der Abstimmung am Samstag zu beteiligen und mit „Ja“ zu stimmen. Laut
Militärjunta soll die Annahme einer neuen Verfassung den Weg für „Mehrparteien-Wahlen“
im Jahr 2010 freimachen. Die Opposition kritisiert jedoch, der Text solle die Macht
der Armee noch stärken, die das Land seit 1962 mit eiserner Faust regiert. (rv/kap/afp/ap
09.05.2008 bp)