Beim Wort „Mission“
denken immer noch zu viele Menschen an einen weißen Mann, der in ferne Länder reist
und den Menschen dort Taufe und Kirche aufdrängt. Der Kampf gegen dieses Klischee
lässt Pater Hermann Schalück keine Ruhe. Denn dieses mit dem Kolonialismus verbundene
und auf Unterwerfung fußende Verständnis habe mit Mission heute nichts mehr zu tun,
betont der Präsident des Internationalen Katholischen Missionswerks missio in Aachen
immer wieder. Nach mehr als zehn Jahren an der Spitze des katholischen Hilfswerks
wurde Schalück an diesem Donnerstag, seinem 69. Geburtstag, in den Ruhestand verabschiedet.
Domradio bat den Franziskaner ans Telefon.
“Ich habe in den zehn Jahren
entdeckt, dass es viele Menschen gibt, die sich ganz neu mit einem schönen, positiven,
freundlichen Missionsbegriff bekannt gemacht haben, und wir haben sie damit bekannt
gemacht. Es ist zugegebenermaßen ein nicht immer leichter Prozess, denn alte Vorstellungen
gehen manchmal auch noch mit. Aber die Vermittlung eines erneuerten Missionsverständnisses
geht nur über Begegnung, Dialog, Austausch. Denn Mission ist nicht nur Geben, es ist
selber Annehmen der Glaubenserfahrungen anderer – wir sind selbst zu Missionierende
in diesem erneuerten Sinn.“
Für die Zukunft der Kirche misst Schalück besonders
kleinen christlichen Gemeinschaften einen großen Stellenwert bei. Gerade im Süden
habe er immer wieder festgestellt, wie intensiv diese kleinen Gruppen den Glauben
leben - oft auch ohne Priester. Angesichts der Tatsache, dass sich auch in Deutschland
kirchliche Großstrukturen auflösen, könnte dies auch hierzulande ein Modell sein.
Für die Zukunft des Hilfswerkes hat er ein ganz bestimmtes Anliegen: „Letztlich
ist doch entscheidend, das geistliche Profil Missios hochzuhalten. Denn wir brauchen
materielle Hilfe, wir brauchen Menschen, die diese Botschaft verkünden und weitergeben.
Aber letztlich geht das nur, wenn unsere eigene Kirche, unser eigenes Herz, missionarisch
ist, in dem Sinn, dass man sich über Gott freuen kann und nicht dies als belastende
Botschaft erfährt, sondern eine Botschaft von Freiheit und Befreiung damit verbinden
kann.“ (domradio, 08.05.2008 gs)