Hoher Besuch beim
Papst: Der Führer der armenisch-apostolischen Kirche hat an diesem Mittwoch an der
Generalaudienz auf dem Petersplatz teilgenommen. Vor Tausenden von Pilgern und Besuchern
begrüßte ihn Benedikt XVI. auch auf deutsch:
„Der Besuch des Katholikos
aller Armenier, Seiner Heiligkeit Karekin II., den wir mit Freude heute unter uns
begrüßen, stärkt uns alle in der Hoffnung auf die volle Einheit aller Christen und
trägt gewiß dazu bei, die freundschaftlichen Bande zwischen unseren beiden Kirchen
zu festigen.“
Karekin vertritt eine der ältesten christlichen Gemeinschaften
der Welt. Der Papst bedankte sich bei ihm für seine früheren Vatikanbesuche – und
dafür, dass er im Jahr 2001 Papst Johannes Paul in Edschmiadzin empfangen hatte. Das
alles spreche für einen „Geist der Freundschaft“, so der Papst. In einem englischen
Grußwort erwähnte er auch die, so wörtlich, „schweren Verfolgungen, die armenische
Christen erleiden mussten, vor allem im letzten Jahrhundert“ – eine Anspielung auf
das türkische Vorgehen gegen Armenier zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Allerdings sprach
Benedikt das Wort „Völkermord“ nicht aus. Der Papst wörtlich: „Armeniens viele Märtyrer
sind ein Zeichen für die Kraft des Heiligen Geistes, die in dunklen Zeiten wirkt,
und ein Hoffnungssignal für Christen überall.“
Karekin nutzte das Forum, um
seinerseits eine klare internationale Verurteilung der Morde und Vertreibungen von
Armeniern im Umfeld der türkischen Staatsgründung zu fordern.
„Wir rufen
heute alle Nationen dazu auf, in universeller Weise den armenischen Völkermord zu
verurteilen. Mögen die, die die Macht dazu haben, die Verantwortlichen dieser Verbrechen
klar benennen.“
Benedikt XVI. hat 2006 die Türkei besucht. Dabei sprach
er in Istanbul auch mit dem dortigen armenisch-orthodoxen Patriarchen. Am Freitag
will er den Katholikos Karekin II. in Einzelaudienz empfangen. Über 20 Länder weltweit
haben die Massaker an Armeniern zwischen 1915 und 1917 bislang als „Völkermord“ bezeichnet.
Den Massakern fielen anderthalb Millionen Armenier zum Opfer; die Türkei nennt als
Opferzahl zwischen 250- und 500.000 Menschen.