Einmal im Jahr lädt
die katholische Diözese Rom Christen verschiedener Konfessionen zu einem ökumenischen
Abendgebet ein. Traditionell findet das Treffen jedes Jahr in einer anderen Kirche
statt. In der Woche vor Pfingsten war diesmal die evangelisch-lutherische Gemeinde
von Rom der Gastgeber. Oliver Neumann mischte sich unters Kirchenvolk.
Die
mit goldenen Mosaiken reich verzierte Christuskirche mutet im ersten Moment so gar
nicht typisch lutherisch an. Selbst Papst Johannes Paul II. hat hier schon - als erster
Papst nach der Reformation - eine Predigt gehalten. Eine in Stein gehauene Inschrift
erinnert daran.
Der Einladung des Ökumene-Beauftragten der Diözese Rom, Rino
Fisichella, waren an diesem Montag unter anderen Vertreter der koptischen, orthodoxen,
Waldenser, anglikanischen Kirche und die Heilsarmee gefolgt. Hausherr Matthias Fricke-Zieseniss,
der Pastor der evangelischen-lutherischen Gemeinde:
„Das Begrüßenswerte
ist eben, dass die Diözese selbst das Arbeitsfeld der Ökumene für wichtig erachtet,
die Begegnungen für wichtig erachtet, und darum sagt, lasst uns nicht nur übereinander
reden, sondern miteinander.
Dabei geht es nicht nur um den Dialog zwischen
lutherischer Kirche und katholischer Kirche, sondern, erklärt der Pastor, generell
um die Gemeinschaft von Christen in der Papststadt Rom. „Es ist
ein Erlebnis, das sage ich nicht nur persönlich, sondern das gilt für alle die teilnehmen.
Es ist ein Erlebnis wenn Reformierte und Anglikaner, Orthodoxe und Katholiken, Lutheraner
und andere miteinander feiern und man deutlich sieht, die Kultur ist nicht nur etwas
was trennt. Die eigene Konfession ist nicht nur etwas was Verschiedenheit bedeutet,
wir haben einen großen Fundus an gemeinsamer Glaubenswahrheit auch an liturgischer
Praxis. Wenn heute Abend der koptisch-eritreische Diakon Henoc in seiner Sprache mit
weißer Kopfbedeckung das Halleluja singt, dann wissen wir, Christ sein ist nicht nur
römisch-katholisch, ist nicht nur evangelisch-lutherisch, sondern es ist eine weltweites
Phänomen von Menschen, die sich zu Jesus Christus bekennen.“
Das gemeinsame
Gebet und der gemeinsame Gesang machten die Ökumene an diesem Montag in der Christuskirche
persönlich erfahrbar. „Von einem Gottesdienst kann man eigentlich
nur erwarten, dass Gottes Wort einen erreicht, dass man die Kraft der Gemeinschaft
spürt, dass man eintaucht in die Freude am Evangelium. Und der Gottesdienst hat ja
in dem Sinne keinen ökumenischen Arbeitsauftrag. Aber wie das mit wirklicher Begegnung
ist, im Laufe des Jahres oder im Laufe der Jahre, in den man zusammen lebt und arbeitet
in Rom, wachsen Verbindlichkeiten zum Teil sogar Freundschaften. In jedem Fall sinkt
die Hemmung, aufeinander zu zugehen und etwas miteinander zu tun.“
In
seiner Predigt ging Pastor Fricke-Zieseniss auf den Römerbrief des Apostels Paulus
ein und bestärkte den Gedanken an Gemeinsamkeiten. Allein der gemeinsame Glaube mache
gerecht. Nichts anderes, keine Sprache oder Mentalität, kein Vermögen, kein Ehrgeiz
und kein geografischer oder theologischer Standort, so der Pastor. „Paulus
hat geschrieben, ein Leib ein Geist ein Glaube. Ein Herr. Und das ist etwas Kostbares,
an das wir uns erinnern sollten, zumal wir uns nach Jahrhunderten der gegenseitigen
Ausgrenzung, Bekämpfung, ja Verleumdung - das ist im Bereich der christlichen Kirchen
Gott sei Dank weitgehend Geschichte - aber das Konfession und heute noch stärker Religionen
noch eher gegeneinander stehen, als miteinander für Werte zu kämpfen, die die Menschheit
braucht, das unterstreicht die Notwendigkeit und auch den Sinn, sich zu Pfingsten
zu treffen.“ (rv 07.05.2008 on)