2008-05-07 15:56:29

Italien: Ökumenische Vigil in Rom


RealAudioMP3 Einmal im Jahr lädt die katholische Diözese Rom Christen verschiedener Konfessionen zu einem ökumenischen Abendgebet ein. Traditionell findet das Treffen jedes Jahr in einer anderen Kirche statt. In der Woche vor Pfingsten war diesmal die evangelisch-lutherische Gemeinde von Rom der Gastgeber. Oliver Neumann mischte sich unters Kirchenvolk.

Die mit goldenen Mosaiken reich verzierte Christuskirche mutet im ersten Moment so gar nicht typisch lutherisch an. Selbst Papst Johannes Paul II. hat hier schon - als erster Papst nach der Reformation - eine Predigt gehalten. Eine in Stein gehauene Inschrift erinnert daran.

Der Einladung des Ökumene-Beauftragten der Diözese Rom, Rino Fisichella, waren an diesem Montag unter anderen Vertreter der koptischen, orthodoxen, Waldenser, anglikanischen Kirche und die Heilsarmee gefolgt. Hausherr Matthias Fricke-Zieseniss, der Pastor der evangelischen-lutherischen Gemeinde:

Das Begrüßenswerte ist eben, dass die Diözese selbst das Arbeitsfeld der Ökumene für wichtig erachtet, die Begegnungen für wichtig erachtet, und darum sagt, lasst uns nicht nur übereinander reden, sondern miteinander.

Dabei geht es nicht nur um den Dialog zwischen lutherischer Kirche und katholischer Kirche, sondern, erklärt der Pastor, generell um die Gemeinschaft von Christen in der Papststadt Rom.
 
„Es ist ein Erlebnis, das sage ich nicht nur persönlich, sondern das gilt für alle die teilnehmen. Es ist ein Erlebnis wenn Reformierte und Anglikaner, Orthodoxe und Katholiken, Lutheraner und andere miteinander feiern und man deutlich sieht, die Kultur ist nicht nur etwas was trennt. Die eigene Konfession ist nicht nur etwas was Verschiedenheit bedeutet, wir haben einen großen Fundus an gemeinsamer Glaubenswahrheit auch an liturgischer Praxis. Wenn heute Abend der koptisch-eritreische Diakon Henoc in seiner Sprache mit weißer Kopfbedeckung das Halleluja singt, dann wissen wir, Christ sein ist nicht nur römisch-katholisch, ist nicht nur evangelisch-lutherisch, sondern es ist eine weltweites Phänomen von Menschen, die sich zu Jesus Christus bekennen.“

Das gemeinsame Gebet und der gemeinsame Gesang machten die Ökumene an diesem Montag in der Christuskirche persönlich erfahrbar.
 
„Von einem Gottesdienst kann man eigentlich nur erwarten, dass Gottes Wort einen erreicht, dass man die Kraft der Gemeinschaft spürt, dass man eintaucht in die Freude am Evangelium. Und der Gottesdienst hat ja in dem Sinne keinen ökumenischen Arbeitsauftrag. Aber wie das mit wirklicher Begegnung ist, im Laufe des Jahres oder im Laufe der Jahre, in den man zusammen lebt und arbeitet in Rom, wachsen Verbindlichkeiten zum Teil sogar Freundschaften. In jedem Fall sinkt die Hemmung, aufeinander zu zugehen und etwas miteinander zu tun.“

 
In seiner Predigt ging Pastor Fricke-Zieseniss auf den Römerbrief des Apostels Paulus ein und bestärkte den Gedanken an Gemeinsamkeiten. Allein der gemeinsame Glaube mache gerecht. Nichts anderes, keine Sprache oder Mentalität, kein Vermögen, kein Ehrgeiz und kein geografischer oder theologischer Standort, so der Pastor.
 
„Paulus hat geschrieben, ein Leib ein Geist ein Glaube. Ein Herr. Und das ist etwas Kostbares, an das wir uns erinnern sollten, zumal wir uns nach Jahrhunderten der gegenseitigen Ausgrenzung, Bekämpfung, ja Verleumdung - das ist im Bereich der christlichen Kirchen Gott sei Dank weitgehend Geschichte - aber das Konfession und heute noch stärker Religionen noch eher gegeneinander stehen, als miteinander für Werte zu kämpfen, die die Menschheit braucht, das unterstreicht die Notwendigkeit und auch den Sinn, sich zu Pfingsten zu treffen.“
(rv 07.05.2008 on)
 







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