2008-05-05 15:08:22

Bolivien: Ein gespaltenes Land?


RealAudioMP3 Bolivien, eines der ärmsten Länder Lateinamerikas, geht auf die schwerste institutionelle Krise seit der nationalen Revolution von 1952 zu. Am Sonntag stimmte die Mehrzahl der Bevölkerung in der Region Santa Cruz für mehr Unabhängigkeit von der ungeliebten Zentralregierung unter dem sozialistischen Präsidenten Evo Morales. Der Sieg der Autonomiebewegung droht den Andenstaat auseinanderbrechen zu lassen. Im Hintergrund des Konflikts in Bolivien steht zum einen Ideologie, zum anderen Geld, sagt der Lateinamerika-Referent des kirchlichen Hilfswerks „Kirche in Not“, Xavier Legoretta:

„Diese Autonomiebewegung ist ein Erfolg geworden, die Reichen Leute in Santa Cruz, die Oligarchen, haben gewonnen, weil sie die Leute mit viel Geld unterstützt haben.“

In der Tat ist Santa Cruz im östlichen Flachland die reichste Region des armen Bolivien. Es gibt Erdöl- und Gasvorkommen, und die Armutsrate ist nur halb so hoch wie in den westlichen Andenregionen, die hauptsächlich von Indigenen bewohnt werden. Evo Morales, Boliviens erster Indio-Präsident, wollte mehr Umverteilung zwischen den armen und den reichen Regionen durchsetzen. Als Ansatz begrüßenswert, bleibt die Methode des Präsidenten zweifelhaft, sagt Legoretta und verweist auf das Beispiel des sozialistischen Kuba.

„Kuba hat gute Sachen, die Leute sind gut ausgebildet. Die soziale Ungerechtigkeit ist nicht mehr so stark in Kuba. Aber wir alle wissen, was das Problem in Kuba ist. Es gibt eine riesige Armut. Und die Konsequenzen können wir auch hier in Deutschland sehen, in der ehemaligen DDR, dort können wir prüfen, was die Konsequenzen aus dem Sozialismus waren. Ich glaube, da brauchen wir eine Balance der sozialen Gerechtigkeit mit dem christlichen Lehramt. Wenn die katholische Kirche stark und mutig Ausbildung in der christlichen Lehre macht, glaube ich, dass man zusammen mit Evo Morales etwas Besseres machen kann.“

Die Spaltungstendenzen in Bolivien zeichnen sich seit Monaten ab. Die katholische Kirche hatte immer wieder eine Vermittlerrolle eingenommen, allen voran Kardinal Julio Terrazas.

„Kardinal Terrazas’ Stimme als Präsident der Bischofskonferenz ist sehr stark. Aber natürlich hat die Kirche Schwierigkeiten als Vermittler im politischen Bereich. Das Problem in Bolivien ist: es ist so viel Ausbildung zu tun, es gibt so viel Ignoranz, Analphabetismus ist das größte Problem im Land. Wenn es eine gute Ausbildung gibt, verschwindet der Analphabetismus, und die Manipulation von Seiten der Regierung ist nicht mehr da.“

(rv 05.05.2008 gs)







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