Irak: Erzbischof will würdigen Prozess für Hussein-Freund
Der chaldäisch-katholische Erzbischof von Kirkuk hofft auf einen „fairen und gerechten
Prozess“ gegen das einzige christliche Mitglied der einstigen Führungsriege Saddam
Husseins. Er hoffe auf Gerechtigkeit, so Erzbischof Louis Sako dem Pressedienst Asianews
zufolge, „aber unter Beachtung der Menschenrechte und der Menschenwürde“; eine Todesstrafe
sei für ihn nicht denkbar. Der Prozess gegen den früheren irakischen Vizepremier
und Außenminister Tarek Aziz wurde kurz nach seiner Eröffnung am Dienstag auf den
20. Mai vertagt. Aziz, der Mitglied der chaldäisch-katholischen Kirche ist, wurde
oft als Beweis angeführt, dass Christen unter dem Saddam Hussein-Regime Vorteile gehabt
hätten. Der lateinische Erzbischof von Bagdad, Benjamin Sleiman, hat dies immer zurückgewiesen.
Aziz sei nicht deshalb aufgestiegen, weil er Christ ist, „sondern weil er ein Jugendfreund
von Saddam Hussein war“. Der Politiker habe sich immer in erster Linie als Exponent
der Partei und erst in zweiter Linie als Christ verstanden. Der 72-jährige ehemalige
Spitzenpolitiker der Baath-Partei soll sich - mit sieben weiteren Angeklagten - wegen
Gräuel während der Herrschaft von Saddam Hussein verantworten. In dem Prozess geht
es um die Hinrichtung von 42 Händlern im Jahr 1992, denen die damalige Regierung vorwarf,
am drastischen Anstieg der Preise von Lebensmitteln Schuld zu sein. Der Irak hatte
zu diesem Zeitpunkt mit den Folgen von UNO-Sanktionen wegen der Invasion im Kuwait
zu kämpfen. Tarek Aziz war wiederholt im Vatikan mit Johannes Paul II. und dessen
engsten Mitarbeitern zusammengekommen. Die letzte Audienz fand am 14. Februar 2003
statt, eine knappe Woche vor Beginn der US-amerikanischen Invasion. Zwei Monate später
stellte sich der schwer herzkranke Aziz den US-Truppen. (asianews 30.04.2008 bp)