Algerien: "Gutes tun in muslimischer Gesellschaft"
Bootsflüchtlinge aus
Afrika und christlich-islamischer Dialog: Über diese beiden Themen haben sich die
Bischöfe der gemischten europäisch-maghrebinischen Kommission ausgetauscht, die soeben
in Paris tagte. Dazu der Erzbischof von Algier, Henri Teissier:
„Viele
Immigranten kommen aus den Ländern unterhalb der Sahara und passieren Algerien, Marokko
und Libyen, um nach Europa zu gelangen. Da viele das nicht schaffen, bleiben sie als
Illegale in Algerien. Unser Land und wir als christliche Gemeinde wissen, dass wir
hier eine Verantwortung haben – und wir versuchen zu helfen. Allerdings führt uns
das in Konflikt mit den öffentlichen Autoritäten. Denn diese finden, da es sich um
Illegale handelt, haben wir nicht das Recht, etwas für sie zu tun.“
Was
tut die Kirche konkret für diese Menschen? „In Sachen Immigration
sehen wir unsere Aufgabe in der sozialen Seelsorge. Denn das sind Leute, die aus dem
Süden kommen und nichts haben. In Frankreich ist die Lage sicher anders, denn dort
sind die Immigranten seit langer Zeit präsent. In Algerien bieten wir jetzt zwei Arten
von Hilfe an. Zum einen helfen wir erkrankten Immigranten, die in ihre Heimat zurückkehren
wollen. Zum anderen nehmen wir uns kleiner Kinder an, die noch nicht zur Schule gehen.
Wir haben uns um Mittel bemüht und sie erhalten, um diesen Kindern eine Privatschule
zu finanzieren. Denn da sie illegal sind und keine Dokumente haben, können sie nicht
an eine öffentliche Schule gehen.“
Das zweite Thema, das die Kommission
bearbeitet, ist die Beziehung zu den muslimischen Gemeinden. Welche Entwicklungen
sehen Sie in diesem Punkt?
„Die algerische Regierung hat vor zwei Jahren
in einem Erlass alle Bemühungen verurteilt, Moslems von ihren Gemeinden zu entfernen.
Diese Art von Mission üben vor allem die evangelikalen Gruppen aus, und an sie war
der Erlass in erster Linie gerichtet. Doch im Moment gibt es auch Schwierigkeiten
mit der katholischen Kirche. Deshalb haben wir Bischöfe beschlossen, einen Brief an
alle Ordensleute in Algerien zu schreiben, den wir vor kurzem verschickt haben. Darin
erklären wir, dass die kulturelle, erzieherische und soziale Arbeit in einer islamischen
Umgebung wie in Algerien eine anstrengende Sache ist, denn Probleme gibt es genug.
Doch dieser schwierige Moment soll nicht der Anlass sein, in unseren Anstrengungen
nachzulassen. Wir werden weiterarbeiten wie schon seit 50 Jahren. Wir wollen zeigen,
dass es möglich ist, sich als Christen in einer muslimischen Gesellschaft für das
Gute einzusetzen.“ (rv 27.04.2008 gs)