2008-04-26 16:29:43

D/UNO: Ethiker fordert Ausbau der Agrarwissenschaft


RealAudioMP3 Biosprit, also die Herstellung von Benzin und Diesel aus Lebensmitteln wie Zucker und Mais, wird in Lateinamerika zu einem immer kontroverseren Thema. Dabei ist Brasilien nach den Vereinigten Staaten der weltweit zweitgrößte Hersteller von Biosprit. Venezuela wiederum macht als Land mit den größten Erdöl- und Ergasreserven in der Region dagegen mobil. In Europa mehren sich die Stimmen für einen Importstopp des umstrittenen Biosprit.
„Biosprit ist Verbrechen gegen die Menschheit“, klagt der UNO-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, Jean Ziegler. Er bezeichnete den Anbau von Pflanzen für Bio-Treibstoffe als drohendes „Massaker“ an den Menschen in Entwicklungsländern und warnte vor massiven Hungeraufständen.

Der Osnabrücker Professor für Christliche Sozialwissenschaften, Manfred Spieker, erinnert im Gespräch mit Radio Vatikan jedoch an bestehende Marktgesetze. Ursache für die Biospritdebatte ist für ihn vielmehr die Subventionspraxis.
„Wenn Agrarflächen zum Anbau von Pflanzen benutzt werden, die für den Biosprit gebraucht werden, dann gelten natürlich auch da Marktgesetze. Wenn das besonders subventioniert wird, wird natürlich jeder Landwirt sich dafür entscheiden, Biosprit anzubauen. Insofern ist der Treibstoff selbst sicher nicht die Ursache.“
Eine weltweite Ernährungskrise sei tzu vermeiden, so der Sozialwissenschaftler. Spieker fordert einen Ausbau der Agrarwissenschaft.
„Die müsste vielmehr verstärkt werden, um auch für eine wachsende Bevölkerung Nahrungsmittel zu produzieren. Ein Beispiel: Deutschland ist in der Mitte des 19. Jahrhunderts bevölkerungsmäßig geradezu explodiert. Doch es gab in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts keine Hungerkrisen mehr – im Gegensatz zur ersten Hälfte. Was war die Ursache? Es wurde die Agrarchemie von Justus Liebig entwickelt, der eine wesentliche Bedeutung hat für die Steigerung der Nahrungsmittel im 19. Jahrhundert, so dass auch eine sich verdoppelnde Bevölkerung genug zu Essen hatte.“
(rv 26.04.2008 bp)








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