2008-04-24 17:11:22

Sudan: „Christian Solidarity International“ kämpft gegen Sklavenhandel


RealAudioMP3 Dass es heute noch Sklaverei gibt, das glaubt eigentlich keiner mehr. Und doch: Die Realität ist eine andere! Im Sudan versklaven bis heute muslimische Reitermilizen Christen und Animisten, die im Süden des Landes leben. Die in der Schweiz gegründete Hilfsorganisation „Christian Solidarity International“ (CSI) setzt sich seit Jahren für die Opfer ein – durch politische Arbeit und konkrete Hilfe vor Ort. Ein Beitrag von Pater Max Cappabianca OP.

Die Sklaverei hat im Sudan vor allem einen religiösen Hintergrund, sagt Ingrid Saigis von „CSI Deutschland“. Es gibt Koranverse, die erlauben, Nicht-Muslime zu versklaven, um andere Länder zu unterwerfen. Meist trifft es Frauen und Kinder, die Männer werden bei den Überfällen der Reitermilizen in der Regel umgebracht. Unvorstellbares Leid müssten die Menschen im Sudan erleben. Wir haben mit der Geschäftsführerin von CSI Deutschland Ingrid Seigis gesprochen.

„Wir haben auch junge Kinder, die zum Teil keine Finger mehr haben, wo die Scharia angewandt worden ist. Sehr oft haben diese Kinder einen ganz leeren Blick. Es ist ihnen fast egal, was mit ihnen geschieht. Und wenn sie dann merken und ihnen gesagt wird: Ihr seid frei, ihr braucht nicht mehr Angst haben, dass euch jemand schlägt, dass euch jemand die Gliedmaßen abhackt, ihr könnt dem Gott dienen, auf dessen Namen ihr getauft worden seid, diese Freiheit zu haben, das müssen die Kinder und die Jugendlichen erst lernen.“

„Christian Solidarity International“ versucht, vor Ort zu helfen:

„Wir haben über die Jahre ein Netz aufgebaut von muslimischen Leuten, die das auch nicht gut finden, dass Christen und Animisten versklavt werden. Wir arbeiten sehr mit ihnen zusammen, und diese spüren im Nordsudan Sklaven auf. Die sind leicht zu erkennen, weil sie eine dunklere Hautfarbe haben. Und dann werden die den Sklavenhaltern entweder abgekauft oder sie können fliehen… Dann kommen sie oft einen langen Fußweg in den Süden zurück. Wir stehen mit diesen Gruppierungen in Verbindung und helfen ihnen, dass wir sie freibekommen.“

Früher wurden die Sklaven meist gegen Bargeld freigekauft. Das sei heute aber nicht mehr nötig.

„Sie werden gegen Tiermedizin freigelassen. Das heißt: Wenn zum Beispiel ein Herdenbesitzer seinen Sklaven entlässt, dann meist gegen Impfung oder andere Medizin für seine Tiere. Sie müssen sich vorstellen: Eine Kuh ist mehr Wert als ein Sklave. Wenn also eine Kuh gerettet werden kann, ist es interessanter für den Herdenbesitzer, das Medikament zu bekommen, da entlässt er gerne einen Sklaven.“

Immer wieder erlebten die Mitarbeiter der Organisation erschütternde Szenen: So war ein Junge vor den Augen seines Vaters gewaltsam verschleppt worden….

„Er hat fünf Jahre lang seinen Sohn gesucht, immer dann, wenn von irgendwo Sklaven zurückgekommen sind, ist er hingegangen und hat geguckt, ob sein Sohn dabei ist. Er hat nie aufgegeben. Und einmal war er dabei – und das war die größte Freude des Vaters. Er hat gesagt: Mein Sohn war wie tot und er lebt jetzt wieder. Wir möchten so lange aktiv sein, bis wirklich kein Sklave mehr in der Sklaverei ist, bis die Familien dort ihre Kinder und ihre Frauen zurück haben.“

(rv 24.04.2008 mc)








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