Sudan: „Christian Solidarity International“ kämpft gegen Sklavenhandel
Dass es heute noch
Sklaverei gibt, das glaubt eigentlich keiner mehr. Und doch: Die Realität ist eine
andere! Im Sudan versklaven bis heute muslimische Reitermilizen Christen und Animisten,
die im Süden des Landes leben. Die in der Schweiz gegründete Hilfsorganisation „Christian
Solidarity International“ (CSI) setzt sich seit Jahren für die Opfer ein – durch politische
Arbeit und konkrete Hilfe vor Ort. Ein Beitrag von Pater Max Cappabianca OP.
Die
Sklaverei hat im Sudan vor allem einen religiösen Hintergrund, sagt Ingrid Saigis
von „CSI Deutschland“. Es gibt Koranverse, die erlauben, Nicht-Muslime zu versklaven,
um andere Länder zu unterwerfen. Meist trifft es Frauen und Kinder, die Männer werden
bei den Überfällen der Reitermilizen in der Regel umgebracht. Unvorstellbares Leid
müssten die Menschen im Sudan erleben. Wir haben mit der Geschäftsführerin von CSI
Deutschland Ingrid Seigis gesprochen.
„Wir haben auch junge Kinder, die
zum Teil keine Finger mehr haben, wo die Scharia angewandt worden ist. Sehr oft haben
diese Kinder einen ganz leeren Blick. Es ist ihnen fast egal, was mit ihnen geschieht.
Und wenn sie dann merken und ihnen gesagt wird: Ihr seid frei, ihr braucht nicht mehr
Angst haben, dass euch jemand schlägt, dass euch jemand die Gliedmaßen abhackt, ihr
könnt dem Gott dienen, auf dessen Namen ihr getauft worden seid, diese Freiheit zu
haben, das müssen die Kinder und die Jugendlichen erst lernen.“
„Christian
Solidarity International“ versucht, vor Ort zu helfen:
„Wir haben über
die Jahre ein Netz aufgebaut von muslimischen Leuten, die das auch nicht gut finden,
dass Christen und Animisten versklavt werden. Wir arbeiten sehr mit ihnen zusammen,
und diese spüren im Nordsudan Sklaven auf. Die sind leicht zu erkennen, weil sie eine
dunklere Hautfarbe haben. Und dann werden die den Sklavenhaltern entweder abgekauft
oder sie können fliehen… Dann kommen sie oft einen langen Fußweg in den Süden zurück.
Wir stehen mit diesen Gruppierungen in Verbindung und helfen ihnen, dass wir sie freibekommen.“
Früher
wurden die Sklaven meist gegen Bargeld freigekauft. Das sei heute aber nicht mehr
nötig.
„Sie werden gegen Tiermedizin freigelassen. Das heißt: Wenn zum
Beispiel ein Herdenbesitzer seinen Sklaven entlässt, dann meist gegen Impfung oder
andere Medizin für seine Tiere. Sie müssen sich vorstellen: Eine Kuh ist mehr Wert
als ein Sklave. Wenn also eine Kuh gerettet werden kann, ist es interessanter für
den Herdenbesitzer, das Medikament zu bekommen, da entlässt er gerne einen Sklaven.“
Immer
wieder erlebten die Mitarbeiter der Organisation erschütternde Szenen: So war ein
Junge vor den Augen seines Vaters gewaltsam verschleppt worden….
„Er hat
fünf Jahre lang seinen Sohn gesucht, immer dann, wenn von irgendwo Sklaven zurückgekommen
sind, ist er hingegangen und hat geguckt, ob sein Sohn dabei ist. Er hat nie aufgegeben.
Und einmal war er dabei – und das war die größte Freude des Vaters. Er hat gesagt:
Mein Sohn war wie tot und er lebt jetzt wieder. Wir möchten so lange aktiv sein, bis
wirklich kein Sklave mehr in der Sklaverei ist, bis die Familien dort ihre Kinder
und ihre Frauen zurück haben.“