2008-04-20 01:35:53

USA-Reise: „Starke Emotionen“ - Ein Tagesrückblick auf den Samstag


RealAudioMP3 Ein Gespräch mit unserem Korrespondenten Stefan Kempis in New York

Wie war der vorletzte Reisetag des Papstes?
Also, er hat mit starken Emotionen angefangen. Die New Yorker sind schon seit Tagen durch Dauerberichterstattung in den Medien, durch Staus und Polizei auf die Visite vorbereitet worden – jetzt wollten sie den Papst aber auch wirklich sehen. Darum kamen sehr viele am Morgen nach Manhattan, um in der Nähe der Patricks-Kathedrale wenigstens einen Blick auf diesen Mann zu werfen, von dem die Presse immer wiederholt, er stehe Gott näher als irgendjemand sonst. Das war ein besonderer Moment, denn so viele Momente gibt es nicht auf dieser Reise, bei der die Menschen ohne Platzkarten und Schlangestehen den Papst sehen können. – Die Messe in der Kathedrale wirkte dann irgendwie sehr europäisch: Sie hätte vom visuellen Eindruck her auch irgendwo in Europa, in Irland etwa, stattfinden können. Die Predigt Benedikts war meiner Meinung nach die beste, die er bisher in den USA gehalten hat: Der Versuch, die bösen Geister der Pädophilie-Skandale und der Entmutigung auszutreiben.

Am Nachmittag gab es dann ein großes Jugendtreffen mit dem Papst…

Ja – ein richtiges Fest, wie die Amerikaner das eben können, mit Popstars und Tänzern, die einheizten, bevor der Papst kam. Für Benedikt XVI. war das vielleicht fast schon ein bisschen zuviel Geschrei und Jubel, man sah ihm an diesem Samstag eine große Müdigkeit an, aber auch eine gewisse innere Bewegung. Der schönste Moment war aber wohl gar nicht dieses Jugendfest mit dem Papst, sondern kurz vorher seine Begegnung mit Behinderten; dieser Papst wirkt eben besonders im kleineren Rahmen. Das hat man auch schon am Freitag bei seinem Besuch einer Synagoge gesehen.

Dieser Besuch in der Synagoge ist ja in den amerikanischen Medien wie ein Durchbruch gefeiert worden – woran liegt das?

Ja, das hat mich auch überrascht. Es wird wieder und wieder betont, das sei der erste Papstbesuch in einer Synagoge auf US-Boden. Wahrscheinlich liegt es an der starken jüdischen Präsenz in New York, dass dieser Programmpunkt soviel Beachtung fand. Und es war auch von der Stimmung her etwas ganz Anderes als seine Visite in der Kölner Synagoge: Dort dominierte damals die Erinnerung an den Holocaust und das mahnende „Nie wieder“; hier in New York gab es schon die Feststimmung wegen des Osterfestes, das die Juden heute feiern. Außerdem sprach in Köln der Rabbiner nur gebrochen deutsch; hier in New York dagegen war es ein Mann aus dem, sagen wir mal, gleichen Kulturkreis wie der Papst, aus dem österreichischen nämlich.

Am Sonntagvormittag will der Papst den Ground Zero besuchen…

Das wird sicher das eindringlichste Bild dieser ganzen Reise. Das, was alle in Erinnerung behalten werden. Benedikt XVI. ist ja eigentlich kein Mann der großen symbolischen Gesten wie sein Vorgänger Johannes Paul. Erinnern wir uns doch, wie das war, als der gealterte polnische Papst an der Seite von Helmut Kohl durch das Brandenburger Tor humpelte… Der Termin am Ort der Terroranschläge vom 11. September 2001, das könnte für Benedikt XVI. das Brandenburger Tor werden. Sein emblematisches Bild. – Am Sonntag Nachmittag wird er noch eine große Messe in New York feiern, in einem Baseball-Stadion, und danach fliegt er dann wieder nach Rom zurück.

(rv 20.04.2008 mg)








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