Der erste Termin auf US-Boden führte den Papst am Mittwoch Morgen Ortszeit in das
Weiße Haus von Washington – zu einer nachgeholten Begrüßungszeremonie. Stefan Kempis
berichtet. Großer Bahnhof für Benedikt auf der Südwiese des Weißen Hauses: Strahlender
Sonnenschein, zwitschernde Vögel, mehrere tausend Menschen in Feierstimmung, ein Brunnen
plätschert, Soldaten tragen leuchtend-rote historische Uniformen. Dazu kommen die
Farben der 17 US-Kardinäle, die in den ersten Reihen sitzen und später mit dem Papst
zu Mittag essen werden. Papst Benedikt und Präsident Bush stehen auf einem kleinen
Podium, hinter sich die Vatikanfahne und das US-Sternenbanner, noch weiter dahinter
erhebt sich die Süd-Fassade des Weißen Hauses. Die Menschen im Garten des Weißen
Hauses singen ein spontanes Geburtstagsständchen für den Papst, der etwas verlegen
dafür dankt. „Ich heiße Joseph wie du“, steht auf deutsch auf einem Transparent, das
ein kleiner Junge in Händen hält. Dann hört Benedikt XVI. konzentriert zu, als eine
farbige Sängerin das Vaterunser singt. „Friede sei mit Ihnen!“, so begrüßt George
Bush den Papst. „Eine ganze Nation ist gerührt und geehrt, dass Sie sich entschieden
haben, Ihren Geburtstag hier zu feiern.“ „Sie finden in Amerika eine Nation des
Gebets: Millionen von Amerikanern liegen jeden Morgen auf den Knien und danken Gott,
viele beten auch in diesen Tagen für Ihren Besuch. Sie finden in Amerika auch eine
Nation des Mitgefühls: In allen Teilen der Welt engagiert sich Amerika für Solidarität
und Entwicklung. Sie finden in Amerika eine Nation, die an die Anwesenheit Gottes
im öffentlichen Raum glaubt. Wir glauben an die Religionsfreiheit. Sie finden hier
eine moderne Gesellschaft, die sich von alten Werten leiten lässt. Eine der innovativsten
– und gleichzeitig eine der religiösesten Gesellschaften, die es gibt. Sie finden
ein Amerika“, so Bush weiter, „dessen Menschen auf Ihre Botschaft der Hoffnung warten.
Wir brauchen Ihre Botschaft, dass Gott die Liebe ist. Diese Botschaft ist das stärkste
Mittel gegen Hass und Terrorismus. Wir brauchen Ihre Botschaft gegen die Diktatur
des Relativismus und für eine Gesellschaft, die auf Gerechtigkeit und Frieden beruht.“ Spontaner
Beifall kommt auf bei den Worten Bushs, dass das Leben heilig ist und unverfügbar.
Im Vergleich zu den eingängigen Worten des US-Präsidenten, eines geübten Redners,
wirkt dann die erste Ansprache Benedikts auf US-Boden etwas professoral, aber sehr
freundlich und auch deutlich. Benedikt redet von den US-Gründungsvätern, von Freiheit,
von religiösem Pluralismus, von Werten. (Siehe die Kernsätze weiter unten) Nach
der Papstrede intoniert ein Chor der US-Armee das „Glory Halleluja“, dann steigen
der Pontifex maximus und der mächtigste Mann der westlichen Welt die Treppe zum Weißen
Haus empor, winken vom Balkon noch einmal zur Menge hinunter, zusammen mit „First
Lady“ Laura Bush. Eine halbe Stunde hat die Begrüßungszeremonie nur gedauert, alle
großen Fernseh-Kanäle wie CNN, ABC oder Fox waren live dabei – jetzt unterhält sich
Benedikt mit Bush im Oval Office, und gleichzeitig treffen sich in einem anderen Saal
des Weißen Hauses US-Außenministerin Condoleeza Rice und der vatikanische Kardinalstaatssekretär
Tarcisio Bertone. Noch einmal singen die Menschen auf der „South Lawn“ des Weißen
Hauses „Happy Birthday“ - es ist ein malerischer Auftakt für diesen Papstbesuch.