Der Besuch des Papstes
bei der UNO ist sicher der Höhepunkt in seinem Reiseprogramm von diesem Freitag. Zur
UNO in New York ein Steckbrief, von Stefan Kempis.
UNO in New York: das sind
drei Gebäude, darunter ein Hochhaus, am „East River“ ganz am Rand von Manhattan. Außen
eine berühmte Skulptur von einer Pistole mit verknotetem Lauf, innen alles etwas schäbig
und renovierungsbedürftig: Treppenhäuser, die aussehen wie in einer Tiefgarage, Flure
mit Teppichböden und Lehrtafeln wie in einer Schule. Gleich beim Reinkommen rechts
hängt eine zerschlissene UNO-Flagge hinter Glas – es ist die, die in Bagdad über dem
UNO-Compound hing, der vor Jahren bei einem Selbstmordattentat völlig zerstört wurde.
Dahinter leuchtet ein blaues Chagall-Fenster. Von einem Flur geht man in einen kleinen
Meditationsraum, eingerichtet nach den Vorgaben des frommen ersten UNO-Generalsekretärs
Dag Hammerskjöd: Abstrakte Linien, gedämpftes Licht, in der Mitte ein altarähnliches
Gebilde. Zurück in der Eingangshalle hängen seltsame Seidenteppiche mit den Porträts
aller UNO-Chefs – ein Geschenk der Republik Iran – und daneben ein Mosaik mit einer
etwas behäbig geratenen Friedenstaube, gestiftet von Papst Johannes Paul. Man kann
an Führungen durch den UNO-Komplex teilnehmen und sieht dabei bizarre Geschenke ferner
Länder an die UNO. Die Besucher können in den Saal des Sicherheitsrates hineinschauen
mit einem irgendwie freimaurerisch wirkenden Riesengemälde; in einigen Räumen wird
ihnen beim Hinsetzen zur Vorsicht geraten, weil die Bestuhlung allmählich auseinanderfällt.
Auf der Führung ist viel von den Problemen der Welt die Rede: Man sieht herumstehende,
schwätzende Diplomaten, nachgebaute Straßenposten von UNO-Blauhelmen hinter Sandsäcken,
Landminen in Vitrinen. Und eine Statue der heiligen Agnes aus der Kathedrale in Nagasaki,
die den Abwurf der Atombombe überlebt hat – nur auf ihrem Rücken hat der Stein Spuren
davongetragen. Wenn man den Prunk und die Protzerei der New Yorker Wolkenkratzer
kennt, dann wirkt das UNO-Hauptquartier befremdend. Ärmlich. Beeindruckend ist allenfalls
der Saal der Generalversammlung. Mit Benedikt steht hier der dritte Papst am Pult
der Völkergemeinschaft. Vielleicht weckt seine Visite auf diesem heruntergekommenen
Gelände und seine Rede bei den Amerikanern neues Interesse an den Vereinten Nationen. (rv
18.04.2008 sk)