Glaube und Vernunft
– das könnte, wie schon vor zwei Jahren in Regensburg, wieder ein Thema sein, wenn
der Papst am Donnerstag die akademische Bühne betritt. An der Katholischen Universität
von Washington trifft er sich mit Professoren, Dozenten und Studenten. Keine Gesellschaft
bringe Moderne und Religion so gut unter einen Hut wie die amerikanische, das hatte
Präsident Bush dem Papst am Weißen Haus gesagt, und das sieht Benedikt ähnlich. Warum
versteht man in Europa nicht mehr, dass Vernunft und Glaube zusammengehören? So fragt
nicht nur der Papst, sondern auch Dan Coleman. Der US-Katholik ist Banker in New York,
aber im Rheinland aufgewachsen.
„In Europa ist vielleicht zum Teil auch
das Steuersystem schuld: Da sparen die Leute Geld, wenn sie aus der Kirche austreten.
Und außerdem ist es eine Entfremdung zwischen dem Klerus und den Gläubigen, die dazu
beiträgt, dass die Gläubigen nur noch an die allernotwendigsten Dinge glauben, aber
die Details einfach fallenlassen. In Amerika hingegen gibt es sehr viele kirchliche
Vereine, auch karitative Organisationen sind sehr stark – und die Kirche hat auf diesem
Gebiet einfach mehr zu bieten als alle anderen. Dadurch gibt es dann auch mehr Interesse
hier in Amerika an der Kirche, wenn man das so sagen kann. Wenn man erst mal Interesse
an den Dingen hat, etwas studiert, an Konferenzen teilnimmt oder in der Heiligen Schrift
liest, dann verbindet das einen mehr und mehr mit der Kirche. Dadurch wächst die Zahl
der aktiven Mitglieder der Kirche – das geschieht hier in Amerika. Warum das in Europa
nicht so ist? Keine Ahnung.“