2008-04-17 01:14:57

Papst fordert von US-Bischöfen moralische Erneuerung des Landes und der Kirche


Klare Worte Benedikt XVI. bei der Vesper mit den US-amerikanischen Bischöfen in der Kirche Nationalschrein der Unbefleckten Empfängnis in Washington. Lebensschutz, die Stärkung der Familie, die „tiefe Scham“ über die Missbrauchsfälle in der US-Kirche und Kritik an der Handhabung des Problems von Seiten der Bischöfe, gehörten zu den Themen der Predigt. Hier die Kernsätze:

Papst Benedikt XVI. hat die US-amerikanischen Bischöfe aufgefordert, sich für die moralische Erneuerung des Landes und der Katholischen Kirche einzusetzen. Eine solide Ausbildung des Glaubens sei dabei von zentraler Bedeutung, betonte der Papst. „In einem Zeitalter, in dem medizinische Fortschritte die Hoffnungen vieler Menschen schüren, entstehen auch neue ethische Herausforderungen, die vorher unvorstellbar waren“, so Benedikt XVI. Aufgabe der Bischöfe sei es, die moralischen Leitlinien der Kirche zu propagieren und zu festigen.

Der Papst ermutigte die Bischöfe, sich in aktuelle moralische und soziale Diskussionen einzumischen und öffentliche Debatten zu bereichern. Im Kontext der freien Meinungsäußerung werde ihre Stimme respektiert, da sie in den aktuellen Diskussionen um soziale und moralische Fragen einiges zu bieten habe. Der Papst äußerte sich besorgt über die Zulassung von Gesetzen in den USA, die moralisch gesehen nicht vertretbar seien. Die Katholische Gemeinschaft müsse hier eine klare und einheitliche Position beziehen, forderte der Papst.

Dabei sei die Rolle der Laien fundamental. Allerdings weiche die Haltung vieler katholischer Bürger bei ethischen Fragestellungen von den Weisungen der Kirche ab. Unmissverständlich rief er den Bischöfen in Erinnerung: „Es ist eure Pflicht dafür zu sorgen, dass die moralische Erziehung, die von der Kirche angeboten wird, den Geist des Evangeliums widerspiegelt“.

Das Thema Familie nahm bei den Ausführungen des Papstes eine zentrale Rolle ein. Ein gesundes Familienleben trage zum Frieden im Land und zwischen den Nationen bei, erinnerte Benedikt XVI. In den USA sei jedoch eine alarmierende Abnahme der Eheschließungen zu verzeichnen, gleichzeitig nehme die Zahl der zivilen Bündnisse und der Ehen ohne Trauschein zu. Den Kindern werde somit ein stabiles Umfeld verweigert, das sie zu einer guten Entwicklung brauchen. Gleichzeitig reiße man stabile Säulen ein, die für den moralischen Zusammenhalt in der Gemeinschaft wichtig seien.

Es sei Aufgabe der Bischöfe, die Argumente der Vernunft und des Glaubens, die für die Institution der Ehe sprächen, zu proklamieren. Das bedingungslose Ja zum Leben, das Ja zur Liebe und das Ja zu den Bestrebungen des Herzens und der Menschheit gehöre zur essentiellen Nachricht, die bei den Menschen von heute ankommen müsse, betonte Benedikt XVI.

Noch einmal verurteilte Benedikt XVI. die Skandale sexuellen Missbrauchs Minderjähriger in Amerika. Sie verursachten eine „tiefe Scham“, betonte das Kirchenoberhaupt. Der Papst kritisierte, dass dem Problem von Seiten der Bischöfe teilweise in schlechter Weise begegnet wurde. „Es ist von Gott gegebene Verantwortung, die Wunden, die durch den Vertrauensmissbrauch verursacht wurden, zu verbinden und die Heilung zu fördern“, so Benedikt XVI. Die Bischöfe seien aufgerufen, den Versöhnungs-Prozess voranzutreiben und mit Sorge aufzuklären, wie viele Menschen ernsthaft geschädigt wurden. Der Papst erinnerte zugleich an die „überwältigende Mehrheit“ der Kleriker und Ordensleute in den USA, die eine sehr gute Arbeit leisten.

Auch die Priester seien auf den Beistand der Bischöfe in diesen schwierigen Zeiten angewiesen, so Benedikt XVI. „Die Scham für die Missbrauch-Vorfälle und den Vertrauensverlust der Gläubigen haben sie am eigenen Leib erfahren“, sagte Benedikt XVI. Eine wichtige Aufgabe der Bischöfe sei es, die Beziehung zu den Priestern zu stärken, insbesondere dann, wenn Spannungen zwischen den Priestern und den Bischöfen aufgrund der Krise zu spüren seien.

Der Papst warnte vor dem subtilen Materialismus, der eine Begegnung mit Gott verhindere. In einer Gesellschaft, in der die persönliche Freiheit eine große Rolle spiele , verliere man leicht den Blick für unsere Abhängigkeit vom Nächsten und die Verantwortung für unsere Mitmenschen.

Außerdem ermutigte Papst Benedikt XVI. die Bischöfe dazu, den Immigranten im Land moralischen Beistand zu leisten. Er lobte die generelle Bereitschaft der Amerikaner, ihren Mitmenschen zu helfen. Dies habe die amerikanische Gesellschaft bereits beim Anschlag auf das World-Trade-Center und bei der durch den Wirbelsturm Katrina verursachten Katastrophe gezeigt. Ihr Mitgefühl sei auch durch die hohe Spendenbereitschaft für die Tsunami-Opfer zum Ausdruck gekommen.

Im Anschluss an die Ansprache ging Benedikt noch auf drei Fragen ein, die die Bischöfe im Vorfeld der Papstreise formuliert haben.
Zum Problem des Säkularismus sagte Benedikt XVI., dieser sei eine Folge der Trennung von Glauben und Leben. Die Diktatur des Säkularismus sei letztlich ein Angriff auf die Freiheit des Menschen, die nur in der Treue zur Wahrheit reifen könne.
Sehr pastoral ging Benedikt auf das Problem der zurückgehenden kirchlichen Praxis ein. Hier tue eine recht verstandene Stärkung der katholischen Identität not. Grund für dieses Phänomen sei zum einen, dass es immer schwieriger werde, sinnvoll von „Heil“ zu sprechen, das doch Kern des Evangeliums sei. Zum anderen sei der Sinn für das Eschatologische des Glaubens verloren gegangen – man glaube also nicht mehr an ein kommendes Reich Gottes.
Die dritte Frage schnitt das Problem der zurückgehenden geistlichen Berufungen an. Berufungen seien, so Benedikt XVI. in seiner Antwort, ein Kriterium für lebendige Ortskirchen. Wesentlich sei das Gebet, nicht nur für Berufungen im besonderen, sondern im allgemeinen. Das werde häufig unterschätzt. Außerdem ermahnte der Papst die Priester zu Einigkeit untereinander und zum Dialog. Das könne junge Menschen dazu motivieren, einem Ruf zum Priestertum tatsächlich Gehör zu schenken.

(rv 17.04.08 sis)








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