2008-04-17 01:18:53

Eindrücke des ersten Reisetages


Von New York aus beobachtet Stefan Kempis für uns den Papstbesuch. Was sind denn die Eindrücke des ersten vollen Reisetages?

Zunächst einmal: Der Empfang des Papstes am Weißen Haus hat einen sehr entspannten, fröhlichen Auftakt gesetzt. Das war von den US-Gastgebern perfekt orchestriert, um Benedikt – auch noch an seinem 81. Geburtstag – wirklich das Gefühl zu geben, dass er in den Vereinigten Staaten willkommen ist. Vorher gab es zwar noch Befürchtungen, der scheidende Präsident Bush oder seine Republikanische Partei würden diesen Moment für sich instrumentalisieren, aber ich glaube, die Befürchtungen haben sich bei diesen Bildern zerstreut. Bush hat eine griffige, kraftvolle Rede gehalten, Benedikt hat sich auf die protestantischen Gründungsväter der USA berufen und freundliche Signale an alle Ethnien und Religionen im Land ausgeschickt – das kommt an. Es war übrigens, wie die Medien betonen, die größte Menschenansammlung am Weißen Haus in der ganzen Epoche der Präsidentschaft Bush. Hier in New York reden die Leute tatsächlich auf der Straße über den Papst; sie freuen sich, dass er da ist, sind neugierig. „Hast du Karten für die Papstmesse bekommen?“, fragt heute auf der Fähre nach Staten Island ein Student, der neben mir steht, den anderen, und der antwortet: „Ja, und ich gehe auf jeden Fall hin. Das kann man doch nicht verfallen lassen.“ Übrigens hat ein großer Fernsehsender die erste Papstrede auf US-Boden mit englischen Untertiteln versehen – so ganz scheint man das deutsch gefärbte Englisch des Papstes hier vielleicht nicht zu verstehen.

Am Mittwoch Nachmittag Ortszeit hat der Papst die US-Bischöfe getroffen – was ist Ihr Eindruck von diesem Auftritt?

Die Bilder haben mich sehr an das Treffen des Papstes mit lateinamerikanischen Bischöfen erinnert, letztes Jahr in Brasilien. Das fand nämlich ebenfalls in der Krypta einer großen Marienkirche statt, was zu einer ganz eigenen, konzentrierten Atmosphäre führt. Der Papst wirkte an diesem Nachmittag ziemlich erschöpft, mit Ringen unter den Augen; zuvor, als er mit dem Papamobil durch die Straßen der Hauptstadt gefahren war, hatte es viel Beifall gegeben, aber auch ein paar Protestler, die an die Pädophilie-Skandale in der US-Kirche erinnerten. Ich glaube, dass die Rede des Papstes an die Bischöfe in den Medien und bei den Menschen hier in den USA gut ankommen wird: Da gibt es mitfühlende Worte zum Terror des 11. September 2001 und für die Hochwasser-Opfer von New Orleans, für die Immigranten, auch für die Laien in der Kirche, ein Lob für den tiefen Glauben in Amerika… Die Warnungen vor Säkularismus, vor Materialismus und dem Zerfall der Familie waren gewissermaßen sehr gut „verpackt“. Vor allem aber werden wohl die Worte des Papstes zu den Pädophilie-Skandalen die kommende Berichterstattung bestimmen. Da hat er selbst, den Vorsitzenden der Bischofskonferenz zitierend, kritisiert, die Fälle seien „manchmal sehr schlecht gehandhabt worden“. Diese Worte werden wir wohl am Donnerstag Ortszeit auf mancher Titelseite wieder finden. Den Amerikanern wird diese Deutlichkeit gut tun.

Wie geht es jetzt weiter für den Papst?

Benedikt wird am Donnerstag eine große Messe im modernsten Baseball-Stadion der USA feiern: seine erste große Begegnung mit den Katholiken der USA. Am Nachmittag gibt es dann eine Art „Regensburger Rede“ Nummer zwei – da spricht der Papst nämlich an der Katholischen Universität der USA in Washington, und es könnte erneut um Vernunft und Glauben gehen. Und am Donnerstag Abend steht ein interreligiöses Treffen auf dem Programm.

(rv 17.04.08 sk)








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